Prolog
[© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Nachdem wir das Abitur erfolgreich abgeschlossen hatten und wochenlanger Lernstreß, wollten Marco, Simon, Ronny und ich unseren gewonnenen Freiraum bis zum nächsten Lebensabschnitt mit einer Fahrradtour ausfüllen. Damit wir uns auch erholen konnten, wählten wir eine Tour entlang der Mosel, flußabwärts versteht sich. Die nachfolgend beschriebene Strecke kann in jeder GPX-fähigen Kartenanwendung geladen und detailliert nachvollzogen werden.
Sonnabend, 16.06.: Anfahrt nach Trier [17km]
Da wir nun als Noch-Schüler genügend Zeit aber kein Geld haben, nutzen wir das Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn, um von Jena nach Trier zu gelangen. Früh halb 6 treffen wir uns am Westbahnhof, auf den Rädern bzw. im Anhänger zwei Zelte, Schlafsäcke, Klamotten und Kochzeug. Über Bebra, Fulda, Frankfurt und Koblenz geht die Zugfahrt, das Umsteigen wird jedesmal eine größere Aktion. Nach gut 12 Stunden kommen wir am frühen Abend in Trier an und radeln zum Zeltplatz Treviris, melden uns an und bauen auf. Vor dem Abendbrot (Rizibizi) erfrischen wir uns erstmal unter der Dusche, es ist sehr warm. Anschließend genießen wir eine Flasche Moselwein, es wird diese Woche nicht die letzte sein.
Sonntag, 16.06.: Ausflug zur Saarschleife [104km]
Halb 9 stehen wir auf und genießen ein Frühstück mit frischen Brötchen in der Sonne. Das Zelt bleibt heute noch stehen, bevor wir der Mosel nach Koblenz folgen, steht heute ein Ausflug zur Saarschleife Orscholz an. Mit Rückenwind unter sengender Sonne radeln wir auf dem Saar-Radweg dahin. Es geht gut voran und so sind wir bereits gegen 13 Uhr nach rund 45 Kilometern an der Saarschleife und müssen nun noch den Weg auf die Höhe finden. Statt der Straße schieben wir die Räder einen kurzen aber steilen Wanderweg hinauf, oben genießen wir ein kühles Eis und die herrliche Aussicht. Zum Mittag gehen wir beim ansässigen Italiener essen, am frühen Nachmittag schwingen wir uns wieder auf die Räder und treten den Rückweg an. Für die Abfahrt nehmen wir die Straße nach Mettlach, von dort geht’s auf dem gleichen Weg zurück. Durch Gegenwind und allgemeine Erschöpfung ziehen sich die letzten Kilometer nach Trier und wir sind froh, kurz vor 19 Uhr am Zeltplatz zu sein. Erstmal duschen, dann essen wir eine Kleinigkeit und lassen den Tag bei einem Weinchen vor dem Zelt ausklingen.
Montag, 17.06.: Von Trier nach Bernkastel-Kues [72km]
Heute steht die erste Gepäcke-Etappe an und so kriechen wir bereits kurz nach 8 aus den Zelten. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne bauen wir die Zelte ab und bepacken die Fahrräder, sodaß wir gegen 10 startklar sind. Doch bevor wir Trier verlassen, kaufen wir schnell noch ein paar Kleinigkeiten zur Verpflegung ein. Dann geht’s auf dem gut ausgebauten Moselradweg mit Tempo voran. Bei Leiwen löst sich bei Simon eine Speiche im Hinterrad, wir halten und basteln die entstandene Acht wieder raus. Wir folgen weiter der Beschilderung, vorbei an malerischen Ortschaften und Weinbergen, und kommen halb 6 in Bernkastel-Kues an. Schnell kaufen wir noch ein paar Getränke bevor die Geschäfte schließen, dann bauen wir auf dem Zeltplatz Kueser Werth auf. Zum Abendbrot gibt’s Kartoffelsuppe und Joghurt, anschließend sitzen wir vor unseren Zelten und entspannen, natürlich bei einer Flasche Wein.
Dienstag, 18.06.: Ruhetag in Bernkastel-Kues [15km]
Halb 9 erheben wir uns aus den Zelten in einen wunderbar sonnigen Tag und trinken in aller Ruhe einen Tee zum Frühstücksbrötchen. Bevor wir uns auf den Weg zur Burg machen, sind noch ein paar kleine Korrekturen an Simon’s Fahrrad notwendig. Halb 11 radeln wir hoch, um uns Bernkastel-Kues von oben anzuschauen. Auf dem Rückweg kaufen wir unser Mittagessen ein, heute mal eine Linsensuppe. Den Nachmittag verbringen wir im Freibad, leider versteckt sich die Sonne langsam hinter dichteren Wolken. Da wir morgen eine sehr lange Strecke radeln wollen, lassen wir es heute nicht so spät werden, aber ein Weinchen als Schlummertrunk darf dennoch nicht fehlen.
Mittwoch, 19.06.: Von Bernkastel-Kues nach Hatzenport [105km]
Nachdem wir uns mit jeweils drei Brötchen zum Frühstück gestärkt haben, bauen wir die Zelte ab und bezahlen. Bevor wir richtig in die Pedale steigen, kaufen wir wieder für den heutigen Tag ein und kommen so erst viertel 12 los. Das Wetter ist etwas schlechter geworden, so müssen die kurzen Hosen verpackt bleiben. Bei Kröv folgen wir einem schönen Weg auf der rechten Moselseite und laden prompt in einer Sackgasse, also ein paar Kilometer wieder zurück. Anschließend kürzen wir die Moselschleife an Zell vorbei ab, indem wir über die Höhe fahren, auch wenn der Aufstieg mit dem Gepäck ordentlich Energie kostet. Rasant rollen wir runter nach Alf und treffen gegen halb 6 in Cochem ein. Nun ist es nicht mehr weit bis Hatzenport, unserem heutigen Etappenziel. Viertel 7 kommen wir an und beziehen Quartier auf dem Zeltplatz Sonnenwerth. Dieser liegt als Insel mitten im Flußbett der Mosel. Nachdem alle Zelte stehen, knurrt bereits der Magen und wir schmeißen den Kocher an, heute gibt’s Reis mit Gemüse und Pilzen. Geschafft liegen wir bis halb 11 draußen und trinken unseren täglichen Wein.
Donnerstag, 20.06.: Ruhetag in Hatzenport [19km]
Als wir erwachen, regnet es leicht vor sich hin. Wir warten eine kleine Regenpause ab und stehen dann gegen 10 Uhr auf. Nachdem frische Brötchen besorgt sind, zwingt uns das Wetter zum Frühstück wieder ins Zelt, es schüttet nun wie aus Kannen. So sitzen wir zu viert für zwei Stunden im Zelt, Marco entspannt während wir drei Skat klopfen. Nachdem es mal wieder aufgehört hat, beschließen wir zum Einkauf auf die Höhe nach Münstermaifeld zu fahren. Beim Aufstieg durch das Schrumpftal wird’s unter dem Regenzeug ordentlich warm, doch nach knapp 10 Kilometern haben wir es geschafft und fallen im Supermarkt ein. Nachdem wir zurück sind, holen wir das Mittagessen nach. Der Regen läßt nicht locker und so bleiben wir bis zum Abendbrot im Zelt liegen, der Ruhetag macht seinem Namen alle Ehre.
Freitag, 21.06.: Ausflug nach Koblenz und zur Burg Eltz [85km]
Da wir schon nah genug an Koblenz als unserem Zielort sind, können wir uns heute noch einen Ruhetag gönnen. Nach dem Frühstück bezahlen wir die letzten beiden Nächte und die Übernachtung auf morgen mit jeweils günstigen 30 DM (15 €). Dann radeln wir unter einem stark bewölkten Himmel Richtung Koblenz los, ohne Gepäck kommen fix voran und sind halb 1 am Deutschen Eck. Auf dem Rückweg holen wir uns bei der Deutschen Bahn Informationen für die morgige Rückfahrt. Immer wieder laden schöne Plätze am Wegesrand zu einer Rast in den Weinbergen ein, die wir gerne in Anspruch. Doch der Hunger treibt uns schließlich nach Hatzenport zurück, wo wir uns mit Reis und Hühnchen für die nächste Tour stärken. Am späten Nachmittag fahren wir nach Moselkern und biegen dort zur Burg Eltz ab, wir quälen uns einen Waldweg hoch. Doch die Burg entschädigt für die Strapazen. Über Münstermaifeld rollen wir zurück und sind gegen 19 Uhr am Zeltplatz. Nach dem Abendbrot suchen wir uns in Hatzenport eine Gastwirtschaft und finden in einem gemütlich umgebauten Weinfaß einen Platz unseren Abschlußwein zu zelebrieren, heute dürfen es auch mal zwei Flaschen von einem guten Tropfen sein.
Sonnabend, 22.06.: Rückfahrt nach Jena [35km]
Um unsere Zugverbindung in Koblenz zu bekommen, müssen wir heute mal zeitig gegen halb 7 aufstehen, da ist noch nichtmal das Zelt getrocknet. Nach dem Frühstück wird alles abgebaut und auf die Räder gepackt, los geht’s nach Koblenz. Kurz nach 11 Uhr fährt dort unser Zug, wir sind über eine Stunde zu früh da, bleibt also noch Zeit für ein Eis. Auf der Rückfahrt müssen wir nur zweimal umsteigen trotz Wochenendticket und haben im entsprechenden Gepäckwagen schön viel Platz.