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Glücksmomente
Segeltörn Kroatien
 25. Mai 2013      0 Kommentare

Prolog

Segeln Kroatien 2013 - Karte
OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Ahoi, endlich hat es nach der letzten Segeltour vor acht Jahren mal wieder geklappt! Neben Harro (Skipper) und Oli (Smutje) besteht die Crew aus Knut, Martin, Kalle und Matthi. Wie beim letzten Mal beginnt die Anreise nach Kroatien am Freitag-Abend gegen 22:30 Uhr in Jena mit zwei Autos. Nach knapp 14 Stunden fast durchgängiger Autobahnfahrt vorbei an Hof, Regensburg, Passau, Wels, Graz, Maribor, Zagreb und Zadar sind die 1200km geschafft und wir kommen pünktlich 12 Uhr in Seget Donji direkt neben Trogir an. Vor uns liegt nun eine Woche entspanntes Gekreuze auf der Adria.

Samstag, 25.05.: Seget Donji – Maslinica (Šolta) [8.3sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 1
Nachdem die Autos geparkt sind, gilt es das Büro unserer Vermieters, Angelina Yachtcharter, auf dem Hafengelände zu finden. Eine Stunde später können wir unsere Bavaria 40 für 2100 EUR/Woche unter Erläuterung der technischen Details übernehmen und das Gepäck einräumen. Währenddessen zieht Oli mit Knut los um die Speisekammer und den Kühlschrank mit Leben zu füllen. Dann geht es endlich los, bei schönstem Sonnenschein laufen wir 16 Uhr aus. Aufgrund fehlender Winde bleiben jedoch vorerst die Segel drin, zwei Stunden später erreichen wir die Marina Maslinica auf der Insel Šolta. Nach einem kunstvollen Anlegemanöver in die letzte Parklücke der westlichen Hafenmauer gibt es das erste Anlegebier, aahhhhh! Zum Abendbrot kocht Oli leckere Nudeln mit mariniertem Hähnchen. Mit dieser Grundlage mischen wir uns unter die anderen Segler im Hafen-Cafe und lassen beim Public Viewing des Finalspiels in der Champions League den Tag ausklingen.

Sonntag, 26.05.: Maslinica (Šolta) – Palmižana (Sveti Klement) [22sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 2
Nachdem bereits in der Nacht ein Sturmtief über die Insel gezogen war, sind auch die ersten Morgenstunden noch recht ungemütlich und bringen einige Schauer. Da wir ja haben Urlaub, gibt es nach dem Frühstück kurzerhand eine gepflegte Runde Doppelkopf unter Deck. So nach und nach setzt sich aber die Sonne aber durch, sodass wir den Start vorbereiten und Punkt 12 Uhr auslaufen können. Kurz hinter der Hafenausfahrt spüren wir bereits das Ergebnis des gestrigen Sturms: kräftige Wellen von allen Seiten! Doch kaum haben wir den Windschatten der vorgelagerten kleineren Inseln verlassen, wird aus der lustigen Schaukelei ein sehr wilde Achterbahnfahrt! Da mit Fahrt unter Motor jeglicher Winddruck zur Stabilisierung fehlt, lassen uns die Wellen alle Freiheitsgrad-Kombinationen von Längs- und Querachse spüren. Beim nächsten Versuch, meiner Aufgabe als Logbuch-Schreiber nachzukommen, verliere ich den Horizont als Orientierungspunkt und muss kurz darauf an der Backbordseite die Fische füttern. Immerhin setzen wir kurz darauf das Segel, wodurch mit 6kn ein schnelleres Vorankommen gesichert ist und die spontanen Neigungen in der Längsachse entfallen. Trotzdem müssen wohl durch meine Vorlage auch Kalle und Harro mal kurzzeitig ihren Posten verlassen. Bei starkem Wind mit Böen halten wir weiter Kurs auf die Insel Sveti Klement, deren Nordostspitze gegen 16 Uhr erreicht ist. Weiter geht es unter Motor entlang der südlichen Küste auf der Suche nach einer Ankerbucht. Schließlich landen wir halb 6 wie im Jahr 2005 in der Marina Palmizana. Auf das Anlegebier verzichte ich heute lieber, der Abend klingt nach dem Essen ganz entspannt beim 10000-Würfeln aus.

Montag, 27.05.: Palmižana (Sveti Klement) – Vela Luka (Korčula) [22sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 3
Am nächsten Morgen ist die gesamte Crew wieder voll einsatzbereit, und auch das Wetter will sich wieder mit uns versöhnen. Nach einem gemütlichen Frühstück a la Oli’s traditioneller Schinken-Ei-Pfanne laufen wir Punkt 12 Uhr aus und tuckern vorerst in südöstlicher Richtung an Hvar vorbei. Noch gibt es nicht viel an Bord zu tun, da bleibt etwas Zeit zum Sonne tanken. Doch bereits eine halbe Stunde später ist die Insel Pokonji Dol passiert und wir gehen auf südlichen Kurs zur Insel Korčula. Bei Windstärke 2-3 setzen wir die Segel, stoppen den Motor und nähern uns nun auf Halbwindkurs sehr entspannt dem Tagesziel. Bei diesen idealen Bedingungen zeigt uns Harro den Ablauf eines MOB-Manövers mittels Q-Wende und übergibt mir daraufhin für einen zweiten (erfolgreichen) Durchlauf das Steuerrad. Nach soviel Action ankern wir gegen 17 Uhr in einer netten Bucht im Nordwest-Teil von Korčula und erfrischen uns beim Baden. Von hier ist es nun auch nicht mehr weit bis Vela Luka, wo wir in der Nähe des Stadthafens an einer Boje festmachen und das Anlegebier genießen. Anschließend versuche ich das Dingi mit Außenborder klar zu machen, damit wir übersetzen und ein nettes Fisch-Restaurant suchen können. Aufgrund einiger Schwierigkeiten beim richtigen Kombinieren von Choke, Luftzufuhr und Zündung kehren wir erst halb 9 im Pod Bore direkt an der Hafenmauer ein und lassen uns die Fischplatte schmecken. Zwei Stunden später beginnt zurück auf dem Schiff ein fröhlicher Würfel-Spielabend, wobei der kroatische Rum wunderbar mit Cola harmoniert.

Dienstag, 28.05.: Vela Luka (Korčula) – Vela Luka (Korčula) [20sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 4
Nach einer Nacht im rumgetränkten Tiefschlaf kommen gegen 8 Uhr die Ersten aus den Kajüten gekrochen. Gemeinsam mit Knut fahre ich im Dingi rüber an die Hafenmauer und wir holen frisches Brot zur Ei-Schinken-Pfanne. Anschließend bringen Kalle, Knut und ich die Küche wieder in Ordnung, sodass wir 11 Uhr von der Boje ablegen können. Bis zur gestrigen Badebucht tuckern wir vorerst unter Motor, setzen dann aber sofort die Segel bei einer Windstärke 4-6 und liegen zeitweise schon ganz gut auf der Backe. Unser heutiges Ziel ist eigentlich der Ort Korčula am östlichen Ende der gleichnamigen Insel. Leider müssen wir feststellen, dass der kräftige Wind direkt von vorn kommt und selbst durch Kreuzmanöver nicht wirklich Höhe zu gewinnen ist. Selbst der Motor kämpft sich nur sehr mühsam gegen die hohen Wellen voran, die gleich wieder zu etwas Unwohlsein führen. Also beschließen wir einfach heute den Wind für ein paar schöne Manöver zu nutzen und gehen auf südlichen Kurs. Nach etwa einer Stunde mit 6-7 Knoten Geschwindigkeit ertönt das Kommando ‘Klar zur Wende’ und wir halten wieder auf die Insel Korčula zu. Bereits dreiviertel 4 sind wir zurück in Vela Luka, dieses Mal in der Marina. Ganz entspannt lässt sich das Anlegebier genießen, zumal uns Olli im Anschluss ein paar leckere Eierkuchen zum Kaffee zaubert. Bis zum Abendbrot mit Jailhouse-Chili bleibt noch Zeit für einen Bummel durch die zauberhaften kleinen Gassen von Vela Luka. Bei Wizard und Rum-Cola klingt der Abend ganz gemütlich aus.

Mittwoch, 29.05.: Vela Luka (Korčula) – Moster (Šćedro) [15sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 5
Heute morgen weckt uns die Sonne vom strahlend blauen Himmel, vom gestrigen Wind keine Spur mehr. Bevor alle aus ihren Kojen gekrochen kommen, erkunde ich noch etwas die Umgebung. Zwischen den Häusern am Hafen entdecke ich einen gut ausgebauten Wanderweg am nordöstlichen Hang der Bucht. Nach 15 Minuten im Olivenhain stehe ich vor der leider noch verschlossenen Höhle Vela Spila, dafür gibt’s einen phantastischen Ausblick auf Vela Luka und über den Westteil von Korčula. Zurück am Boot ist das Frühstück schon fast vorbei, schnell esse ich meinen Teil vom Schinken-Ei-Kuchen und kurze Zeit später laufen wir gegen 10 Uhr aus. Bei Windverhältnissen wie vor zwei Tagen setzen wir nach einer Stunde ab der Insel Proizd die Segel mit Kurs auf Šćedro, unser heutiges Ziel. Gemütlich schippern wir gen Norden, da bleibt genügend Zeit für ein paar Übungen zur Bestimmung von Entfernungen mit Karte und Fernglas. Gegen 16 Uhr ist die Bucht Mostir auf Šćedro erreicht und nach einer Aufklärungsfahrt mit dem Dingi zur Beschaffenheit der Küste sowie den anderen Ankerstellen machen wir an der letzten Boje fest und gehen baden. Bis zum Abendbrot bleibt noch Zeit für die Erkundung der Umgebung und eines verlassenen Dominikaner-Klosters. Dann lassen wir uns beim Fischer am Ende der Bucht eine Bernsteinmakrele mit Kartoffeln, Salat und Wein schmecken. Was für ein ursprüngliches Genusserlebnis! Die Rückfahrt zum Boot verläuft wieder gestaffelt mit dem Dingi-Taxi, mittlerweile ist der Außenborder auch mein Freund.

Donnerstag, 30.05.: Mostir (Šćedro) – Milna (Brač) [27sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 5
Gegen 6 Uhr wird es plötzlich etwas unruhig und ich werde wach. Ein kräftiger Sturm aus Nord ist aufgezogen und pfeift direkt in die Bucht rein. Harro ist bereits an Deck und beobachtet das benachbarte Boot, welches gestern Abend noch kam und durch die Sicherung per Anker und Land-Heckleine nun mit direkter Breitseite im Wind liegt. Dadurch wird es unaufhaltsam in Richtung Land geschoben, zumal sich die Heckleine auch noch irgendwann in der Schraube verfängt und damit zur Manövrierunfähigkeit führt. Kurze Zeit später gibt es an Heck, Backbordseite und der Kielbombe eine Grundberührung. Mit Hilfe einer auf unsere Steuerbord-Winsch gelegten Leine versuchen wir unter laufendem Motor den Bug des anderen Bootes von den Felsen fernzuhalten. Allerdings bleibt nur übrig diesen Zustand stabil zu halten, weil ein Schlepp-Versuch unter voller Kraft wegen der schweren See und einem weiteren vor uns ankernden Boot nicht problemlos möglich wäre. Doch nach der nächsten großen Welle geht plötzlich alles ganz schnell: das auf Land liegende Boot kommt frei und treibt aufgrund der Sicherungsleine auf uns zu. Nach deren Freigabe von der Winsch sinkt das lose Ende durchs Wasser und verfängt sich in unserer Schraube, sodass nun auch wir manövrierunfähig werden. Da gleichzeitig das Kommando zum Lösen unserer Bojenleine kam, schiebt uns der Wind kurze Zeit später auch Richtung Ufer. Glücklicherweise können wir die Leine zu Ankerboje wieder neu setzen mit Hilfe des ortsansässigen Fischers, der seit Beginn des Sturms mit seinem Schlauchboot ebenfalls versucht zu helfen. Mittlerweile ist es halb 9, der Wind mitsamt den Wellen lässt etwas nach und ich gehe baden, um in ca. 30 Tauchgängen das Seil von unserer Schraube abzuwickeln. Wie durch ein Wunder hat sie und die Kielbombe die gesamt Aktion unbeschadet überstanden. Nach einem wärmenden Frühstück und dem Austausch von Kontaktdaten starten wir kurz vor 12 Uhr. Bei schönstem Sonnenschein und nur noch einem lauen Lüftchen tuckern wir an der Südküste von Hvar vorbei. Am westlichen Zipfel der Insel ändert sich unser Kurs auf Nord in Richtung Brač, zwischenzeitlich hat der Wind wieder aufgefrischt und schiebt in die Segel. Schließlich legen wir kurz vor Milna in der Marina Vlaska an, das heutige Anlegebier haben wir uns redlich verdient.

Freitag, 31.05.: Milna (Brač) – Seget Donji – Trogir [20sm]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 7
Heute bricht leider unser letzter Segeltag an, passend dazu frühstücken wir gegen 10 Uhr bei Regenschauern unter einem verhangenen Himmel. Bevor es dann zwei Stunden später richtig los geht, wird der Diesel-Tank wieder aufgefüllt. Kaum haben wir die schützende Bucht von Milna in nordwestlicher Richtung verlassen, pfeift der Wind mit Stärke 6 und Regen aus Nordosten in die Segel und wir kommen mit 7 Knoten bei schöner Schieflage voran. Nach zwei Stunden haben wir bereits die Insel Šolta an Backbord passiert und es bleibt noch etwas Zeit bis zur Rückkehr in den Heimathafen. Harro übergibt mir für eine Stunde das Steuer und ich kann mit der Mannschaft ein paar Halsen-Manöver üben, schön mal nicht an der Winsch zu schwitzen! Mittlerweile ist der Regen auch gewichen und so können wir kurz vor 17 Uhr sogar bei Sonnenschein in Seget Donji einfahren. Während der Checkout läuft, legt längsseits mit der Kamaxitha ein etwas größerer Zweimaster an. Den Tag lassen wir noch beim gemütlichen Altstadt-Bummel durch Trogir ausklingen, zurück auf dem Boot zaubert Oli noch Kasseler und Sauerkraut zu später Stunde.

Samstag, 01.06.: Seget Donji – Jena [1220km]

Segeln Kroatien 2013 - Tag 8
Da der heutige Tag ganz im Zeichen der Rückfahrt steht, gehen schon kurz nach 7 Uhr die Kajütentüren auf. Beim anschließenden Frühstück ergibt sich eine bunte Reste-Auswahl durch die Kühlschrank-Leerung bis zum Boden. Dann müssen die Klamotten ihren Weg in die Taschen und Rucksäcke finden, viertel 10 ist alles in den beiden Autos verpackt und startklar zur 12h-1200km-Tour. Effektiv rollen wir eine Stunde vor Mitternacht in Jena ein.

Trotz der langen Anfahrt gibt es nur ein Fazit: Ahoi und bis zum nächsten Törn, denn alle guten Dinge sind drei!

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