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Glücksmomente
Radtour Engadin
 15. Juli 2015      0 Kommentare

Prolog

Radtour Engadin 2015 Karte
OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Nun sind doch schon wieder vier Jahre vergangen seit unserer letzten Alpentour, umso mehr freue ich mich auf ein paar entspannt-anstrengende Radel-Tage mit Tom und seinem Papa. Als Ausgangspunkt für unsere Sterntouren greifen wir wieder auf die bewährte Jugendherberge in St. Moritz zurück, welche trotz der Kursfreigabe zwischen Franken und Euro zum Jahresbeginn für 80 EUR pro Person und Nacht inklusive Halbpension eine durchaus günstige Übernachtungsmöglichkeit für eidgenössische Verhältnisse bietet.

Mittwoch, 15.07.: Anfahrt, Glurns – Stilfser Joch – Umbrailpass – Santa Maria [64km, 1897Hm]

Radtour Engadin 2015 Tag 1
Morgens um 6 Uhr starten wir in Jena, ich mache es mir neben den drei Rädern auf dem verbleibenden Sitz im Fond des geräumigen Zafira gemütlich. Über A9, Mittleren Ring in München, A95, Fernpass und Reschenpass kommen wir inklusive einer Mittagspause in Landeck nach gut 600km gegen 15 Uhr in Glurns an. Hier wollen wir die Runde über das Stilfser Joch und den Umbrailpass fahren, bevor es dann endgültig nach St. Moritz geht. Bei kuscheligen 37°C werden fix die Räder montiert, Getränke und Riegel eingepackt und schon sitzen wir viertel 4 im Sattel. Zunächst geht es ein paar Kilometer abwärts nach Prad, doch nun stehen uns gut 25km permanente Auffahrt mit über 1800Hm bevor. Zum Glück bietet anfangs der umgebende Wald noch guten Schatten, hinter Trafoi können wir die Trinkflaschen mit Bergwasser auffüllen. Kurz darauf liegt am Wegesrand ein frisch versteckter Geocache, den ich natürlich nicht auslassen kann und damit sogar den ersten FTF in meiner noch jungen Cacher-Karriere verbuchen kann! Mit diesem Erfolgserlebnis geht es beschwingt die nächsten Kehren aufwärts. Am Hotel Franzenshöhe kehren wir 18 Uhr ein um in der Abendsonne ein kühles Hefeweizen mit Blick auf den Ortler sowie die noch 600Hm und 22 Kehren entfernte Passhöhe zu genießen. Was für ein berauschendes Erlebnis! Nach einer halben Stunde kämpfen wir uns weiter, bis auf ein langgezogenes Mittelstück wechselt jetzt die Fahrtrichtung mit jeder Kehre im 5-Minutentakt. Schließlich ist das Stilfser Joch auf 2757m halb 8 erreicht, yeah! Jetzt aber schnell die Windjacke raus bzw. weiter zum Umbrailpass, es wird doch schon merklich frischer. Die 13km wunderschöne Abfahrt in der untergehenden Sonne nach Santa Maria fliegen nur so dahin, nicht ganz so rasant geht es dann die restlichen Kilometer im Münstertal zurück nach Glurns, wo wir halb 9 ankommen. Hier müssen die Räder wieder ins Auto eingebaut werden, kurz nach 22 Uhr ist dann auch die Jugendherberge in St. Moritz nach der Fahrt über den Ofenpass und Zernez erreicht. Uff!

Donnerstag, 16.07.: St. Moritz – Albulapass – Tiefencastel – Julierpass [104km, 2244Hm]

Radtour Engadin 2015 Tag 2
Gegen 8 Uhr wuselt Tom durch’s Zimmer, ein untrügliches Zeichen endgültig wach zu werden und aufzustehen. Beim Frühstück stärken wir uns für den Tag mit Joghurt, Bircher Müsli und Käsebrot, für die Tour packe ich zwei 1l-Wasserflaschen und ein paar Energie-Riegeln ein. Am Fahrradverleih direkt neben dem Segelclub muss Tom seine hydraulischen Bremsen nachjustieren lassen, kurz vor 10 Uhr können wir dann richtig starten. Zunächst geht es auf der Hauptstraße 27 dem Innverlauf folgend zügig dahin, halb 11 ist dann auch schon La Punt-Chamues-ch erreicht. Hier biegen wir auf die Albulapassstrasse ab und werden sofort mit knackigen Steigungswerten um die 10% konfrontiert. Nachdem die ersten steilen Kilometer und waghalsigen Kehren überwunden sind, wird es oberhalb der Baumgrenze etwas flacher und entspannter. Gut eine Stunde nach dem Einstieg in La Punt ist dann auch das Albula-Hospiz erreicht. Neben dem obligatorischen Passfoto wartet heuer auch der ein oder andere Cache in der Nähe der Passhöhen darauf entdeckt zu werden. Mit einer kleinen Stärkung geht es Punkt 12 Uhr in die wohlverdiente Abfahrt mit einem wunderschönen Panorama auf die umliegenden Berge. Hinter Preda kommt die Albulabahn aus dem Tunnel und begleitet uns im weiteren Verlauf mit waghalsigen Brücken und mehreren Kehrtunneln. Nach einer Stunde endet unsere 30km-Talfahrt in Tiefencastel, hier legen wir eine Mittagspause bei kuschligen 35°C ein bevor es dann in den Anstieg zum Julierpass geht. Sofort ist der Erholungseffekt wieder dahin, die Straße windet sich auf den ersten Kilometer mit einer starken Verkehrsbelastung ordentlich bergauf. Im Streckenstück zwischen Cunter und Savognin gibt es ein kräfteschonendes Flachstück sowie einen Halte-Grund. Weiter geht es anschließend in einer Mischung von steigungsarmen Stücken und steilen Serpentinen, gegen 16 Uhr ist der Marmorera-Stausee erreicht. Eine halbe Stunde später kehren wir in Bivio auf ein Hefeweizen (8 EUR) ein, was für ein Genuß in der Nachmittagssonne umgeben von der majestätischen Bergwelt! Die finalen 500Hm auf 9km ziehen sich dann nochmal ganz ordentlich, doch irgendwann kommt immer die letzte Kurve und gegen halb 7 haben wir den Julierpass erreicht, jippy! Bis zur Jugendherberge sind es jetzt nur noch abschüssige 12km, dort erwartet uns nach einer warmen Dusche schon ein leckeres Abendbrot mit Suppe, Salat, Hauptgang und Dessert.

Freitag, 17.07.: St. Moritz – Muottas Muragl – Diavolezza – Trais Fluors – Chantarella [38km, 550Hm]

Radtour Engadin 2015 Tag 3
Nach den beiden kräftezehrenden Touren lege ich heute einen Ruhetag ein, man wird ja auch nicht jünger. Zudem haben wir beim Check-In von der Jugendherberge eine Engadincard bekommen, mit der die Benutzung aller Bergbahnen, Busse und der Räthischen Bahn im gesamten Oberengadin kostenlos möglich ist. Diese Chance lasse ich mir nicht entgehen, zumal für eine(!) Berg- und Talfahrt regulär 33 CHF bis 76 CHF fällig sind. Um schnell zwischen den verschiedenen Bergbahnen wechseln zu können, schwinge ich mich doch wieder aufs Fahrrad. Meine erste Station ist die Standseilbahn hoch nach Muottas Muragl, schon die Auffahrt ist ein Erlebnis. Doch das anschließende Panorama auf St. Moritz und die Oberengadiner Seen ist fantastisch, hier kann man sich gar nicht satt sehen. Vollends abgerundet wird der Ausflug hier hoch durch die weltweit präziseste Sonnenuhr und einen genialen Geocache. Gegen Mittag bin ich wieder an der Talstation, nun geht es auf der Hauptstrasse 29 hoch in Richtung Bernina-Pass, zwischendurch öffnet sich der Blick auf das Morteratsch-Tal und weckt Kindheits-Erinnerungen. Eine Stunde später ist die Talstation der Diavolezza-Bahn erreicht, hier habe ich eine Viertelstunde Zeit zu entspannen bis die nächste Bahn kommt. Auf knapp 3000m Höhe bietet sich nach der Auffahrt ein fantastischer Blick auf die Berninagruppe und den Morteratsch-Gletscher. Geflutet mit diesen imposanten Eindrücken geht es wieder abwärts zur Talstation, wo sich eine Abfahrt voller Glücksgefühle anschließt. Meine letzte Station für heute ist dann Celerina, hier geht es mit Gondelbahn und Sessellift hoch nach Trais Flours. Leider zieht von Westen ein Gewitter heran, welches mich auf dem Rückweg nach St. Moritz an der Bobbahn erwischt und sogar zu einem großflächigen Stromausfall führt. Bei Ankunft an der Jugendherberge warten Tom und Wolfram bereits und nach einer warmen Dusche genießen wir das köstliche Abendessen.

Samstag, 18.07.: St. Moritz – Zernez – Ova Spin – Livigno – Forcola di Livigno – Berninapass [106km, 1505Hm]

Radtour Engadin 2015 Tag 4
Die heutige Abschluss-Etappe ist mittlerweile zur Tradition geworden, stellt aber auch eine angenehme Mischung aus Streckenlänge und Höhenmetern dar. Als kleine Variation steuern wir gegen viertel 9 die Chantarella-Talstation an, um mit der ersten Bahn ins legendäre Corviglia-Gebiet bis hoch zum Piz Nair zu fahren und den Ausblick zu genießen. Nach diesem Abstecher lassen wir gegen halb 10 die Räder richtig rollen, zunächst geht es zügig über Celerina und Samedan im Inntal runter nach Zernez. Eine Stunde später sind die 30km geschafft und wir biegen ab in Richtung Ofenpass. Für uns ist jedoch am Ova Spin vorerst der schweißtreibende Anstieg beendet, da wir kurze Zeit später per Shuttle-Transport (5 EUR/Person) durch den Munt-la-Schera-Tunnel zum Lago di Livigno umsetzen und dort ohne Gegenwind in den Galerien dahindüsen können. So erreichen wir gegen 13 Uhr Livigno und kehren hier im Stadtzentrum für ein Bierchen mit Eiskaffee im schönsten Sonnenschein ein. So gestärkt ist die folgende Auffahrt zum Forcola di Livigno nur eine Frage der Geduld, die langgezogene finale Linkskurve mit moderaten Steigungswerten fährt sich ausgesprochen angenehm. In einer kurzen rasanten Abfahrt kommen wir anschließend zum Zollhaus und sind damit gleich mittendrin in den Kehren der Berninapass-Straße. Hier gilt es nochmal Zähne zusammenbeißen und alle Kräfte mobilisieren, viertel 5 ist dann auch der Berninapass auf 2328m erreicht. Vor der letzten Abfahrt besuche ich noch kurz den Bernina-Troll, dann geht es voller Genuß zurück nach St. Moritz wo wir pünktlich zum Abendessen 18 Uhr entreffen. Morgen steht nun schon leider die Rückfahrt nach Jena an, aber dem Bann der Alpen werden wir uns auf Dauer nicht entziehen können!

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