Samstag, 29.06.: Jena – Naturns
Die Ruhe verbunden mit den vielfältigen Aktivitäts-Möglichkeiten in Südtirol hat uns im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass eine Wiederholung diesen Sommer ohne Diskussionen im Familienrat beschlossen wurde. Kurz nach 8 Uhr kommen wir in Jena los, statt der gebuchten Golf-Klasse gab’s wegen Lücken im Fahrzeug-Pool den Škoda Karoq (595 EUR/2 Wochen) von Enterprise. Problemlos und ohne Staus präsentiert sich heute die direkteste Route über die A9/A95, nur auf dem Mittleren Ring in München gibt es ein paar Verzögerungen. Trotzdem sind wir bereits 14 Uhr in Garmisch-Partenkirchen und legen eine späte Mittagsrast ein, bevor es über den Fernpass runter nach Imst weiter geht. Vorbei an Landeck folgen wir entspannt der B180 durch das Inntal hoch zum Reschenpass, auf der Abfahrt ins Vinschgau bietet sich der Haidepark für eine letzte Pause an. Während sich die Kinder auf dem Spielplatz austoben, genießen wir dolce vita bei Kaffee und Kuchen mit Blick zum wolkenverhangenen Ortler-Massiv. Nach einem kurzen Einkaufsstop am Ortsausgang in Schlanders und der waghalsigen Juval-Auffahrt ist 19 Uhr der Oberortlhof erreicht, wir werden herzlich von Anna empfangen und dürfen die behagliche Kailash-Ferienwohnung beziehen.
Als Kompromiss zwischen unseren Lerchen und Eulen starten die Urlaubstage mit einem ausgiebigen Frühstück gegen halb 10, für die leckeren Semmeln und Vinschgauer steuern wir regelmäßig am Vortag die MeinBeck-Filiale in Naturns an. Zwei Stunden später sind alle abmarschbereit, für die Akklimatisierung geht’s auf den Rundweg über Schnalser und Stabener Waalweg. Insbesondere der erste Teil unter schattigen Bäumen dem zügig fließenden Wasser folgend ist im wahrsten Sinne ein berauschendes Erlebnis. Bei Tschars liegt der heutige Umkehrpunkt, vor dem Rückweg entlang des Stabener Waals eine Etage tiefer lockt das Himmelreich mit Südtiroler Köstlichkeiten. Schließlich kommen wir über die Juval-Straße wieder zurück zum Oberortlhof, wo wir den Nachmittag genüsslich mit einem Lillet Wild Berry ausklingen lassen.
Aufgrund der instabilen Wetterlage entscheiden wir uns heute für eine kleine Wanderung zum Partschinser Wasserfall. Start ist 12 Uhr an der Talstation der Texelbahn, dem letztjährigen Ausgangspunkt unserer Wanderung auf dem Meraner Höhenweg. Direkt neben dem rauschenden Gebirgsbach geht es nun stetig im engen Tal bergauf, doch schon nach 1,5h setzt der angekündigte Regen ein. Glücklicherweise ist das Gasthaus Birkenwald bereits in Sichtweite, hier finden wir ein trockenes Plätzchen und ein leckeres Mittagessen für jeden Geschmack. Gut gestärkt gehe ich mit Felix vor der Rückfahrt die letzten 500m aufwärts zum beeindruckenden Wasserfall, hier kommt der Regen gefühlt von allen Seiten was an heißen Sommertagen sicherlich eine willkommene Abkühlung ist. An der Ferienwohnung sind die dicken Wolken mittlerweile durchgezogen, ich nutze die Gelegenheit vor dem Abendessen für eine 10km-Laufrunde über den Schnalser Waalweg bis Tschars und zurück an der schnurgeraden Etsch.
Die Sonne begrüßt uns durch ein paar Wolken zum Frühstück, perfekte Bedingungen für die heute geplante Klettertour. Mit der Auffahrt durchs Schnalstal sinken schnell die Temperaturen, am Parkplatz in Kurzras auf 2000m sind es nur noch frische 13°C. Im Ötzi Shop bekommen wir eine zusätzliche Kletterausrüstung ausgeliehen und nach einem kleinen Fußmarsch stehen wir kurz vor 13 Uhr am Einstieg des Larix-Klettersteig. Jetzt beginnt die abenteuerliche Kraxelei mit dem bald automatisierten Umklinken der Sicherungs-Karabiner in den nächsten Seilabschnitt. Neben abwechselnd steilen Felspassagen und kurzen Gehabschnitten führen uns mehrere Seilbrücken, Himmelsleitern und sogar eine Tyrolienne im Zick-Zack über die Schlucht mit einem wild dahin sprudelnden Bach. Vor der letzten Einseilbrücke steigt Diana nach einer nass-kalten und rutschigen Felsquerung mitten im Gischtbereich aus, Arthur und Felix haben noch Lust für den zweiten Teil. Im weiteren Verlauf werden die Wanderungen zwischen den Klettereien länger, es geht sogar durch Altschnee-Felder und dann taucht 16 Uhr die Teufelsegg-Hütte vor uns auf. Hier bekommen wir gerade noch einen Almdudler vor Hütten-Schließung, auch der Sessellift nimmt keine Personen mehr mit. Also folgen wir der Talabfahrt-Schotterpiste für den Weg nach unten, diese wird allerdings zum Ende hin arg steil und rutschig beim Abstieg. Auf dem Rückweg zum Oberortlhof lockt das Cafe am Leithof mit Blick auf den Vernagt-Stausee zur Einkehr, es gibt mit Flammkuchen und Apfelstrudel eine köstliche Belohnung.
Mittwoch, 03.07.: Schloss Sigmundskron
Nach dem gestrigen Aktiv-Tag liegt heute der Fokus auf Entspannung, dazu passt auch das wechselhafte Wetter mit gelegentlichen Schauern. Zunächst zuckeln wir im üblichen Verkehrsstrom auf der SS38 gemütlich durchs beschauliche Vinschgau, ab der Forst-Brauerei wird’s dann vierspurig und es geht deutlich flotter voran. Kurz vor Bozen erhebt sich unser Ziel über dem Talboden, wir fahren ab und stehen bald darauf vor dem Schloss Sigmundskron als Hauptsitz des Messner Mountain Museum. Die nächsten knapp drei Stunden erkunden wir das weitläufige Freigelände und die verschachtelten Raumstrukturen mit Themen rund ums Bergsteigen, Religion und Alpinismus, insgesamt eine sehr interessante Erfahrung außerhalb der alltäglichen Gewohnheiten. Zurück in Naturns laufen wir zu sportlichen Höchstleistungen beim Minigolf auf, der Ehrgeiz bei Arthur ist auf jeden Fall geweckt.
Bei schönstem Kaiserwetter rollen wir am späten Vormittag die Juval-Serpentinen hinab, halb 12 bringt uns die Unterstell-Bahn gegenüber ganz bequem auf knapp 1300Hm. Hier beginnt die heutige Wanderung auf dem Meraner Höhenweg ins Schnalstal durch saftige Almwiesen, durftendes Heu und schattige Wälder. Zur Mittagsrast werden wir zwei Stunden später im idyllisch gelegenen Hofschank Wald köstlich bewirtet, das Panorama über’s Ortler-Massiv gibt es kostenlos dazu. Auf dem zweiten Teilstück geht es nun leicht bergab bis Katharinaberg, wo wir halb 5 ankommen. Dort lässt sich die Wartezeit bis zum Bus zurück nach Naturns ganz entspannt im Dorfcafe bei Kaffee und Eis überbrücken.
Gemütlich starten wir halb 12 mit der Vinschgaubahn talaufwärts und werden eine Stunde später an der Endstation in Mals ausgespuckt. Direkt am Bahnhof beginnt ein Radweg, der nach zwei Kilometern Richtung Westen auf den gut ausgebauten Etsch-Radweg als unseren heutigen Begleiter trifft. Bis Glurns geht es gleich mal zügig bergab und wir können gut rollen lassen. Auf dem nächsten Abschnitt entlang der begradigten Etsch wird der Gegenwind spürbar trotz der Bäume am Wegesrand, dafür ist mehr Zeit sich an dem phantastischen Panorama zu ergötzen. Kurz vor 14 Uhr erreichen wir Prad und bekommen auf den letzten Drücker vor der Siesta im Gasthof Stern eine leckere Pizza. Gestärkt sitzen wir eine dreiviertel Stunde später wieder im Sattel und kämpfen uns gegen den Wind durch die endlosen Apfelplantagen und vorbei an der Marmor-Gemeinde Laas. Nach dem folgenden naturnahen und abwechslungsreichen Steilstück legen wir am Platzl in Göflan direkt neben der tosenden Etsch eine weitere Pause für Cocktails und Eis ein, so muss Urlaub sein. Beschwingt geht es weiter mit leichtem Gefälle durch Europas größtes Apfelanbaugebiet zurück nach Naturns, wo wir gegen 18 Uhr die Leihräder bei Ötzi Bike zurückgeben.
Nachdem wir gestern noch mit unseren sieben Sachen eine Etage tiefer in die Ferienwohnung Ama Dablam gewechselt sind, ist ab sofort das Frühstück im Freien direkt vor der Tür möglich. Anschließend steht mit kurzem Anfahrtsweg ein Ausflug ins Martelltal auf dem Plan, in welchem seit den 1960er Jahren statt der üblichen Viehwirtschaft vorrangig Beerenfrüchte kultiviert werden. Nach den ersten steilen Kehren am Taleingang lassen wir das Auto gegen 12 Uhr am Parkplatz der Freizeitanlage Trattla stehen und folgen der Beschilderung zum Erdbeerweg. Dieser führt gemütlich oberhalb der Anbauflächen durch den Wald, wo sich auch regelmäßig Walderdbeeren als willkommener Snack präsentieren. Nach einer kleinen Runde gibt’s im Trattla-Restaurant noch eine köstliche Stärkung, natürlich lasse ich mir den Kaiserschmarrn mit Erdbeeren nicht entgehen! Den restlichen Nachmittag nutzen wir noch zur Erkundung des Lost Place Hotel Paradiso im Talschluss oberhalb des Zufritt-Stausee, sogar einen Schatz direkt am wilden Madritschbach gibt es zu entdecken.
Sonntag, 07.07.: Bozen Kletterhalle
Wetterbedingt weichen wir heute nach Bozen in die Salewa-Kletterhalle aus. Während sich über dem Vinschgau dicke Regenwolken ergießen, erwarten uns im Trockenen unzählige teilweise mit Selbst-Sicherungsanlagen ausgestattete Kletterrouten. So kann sich Arthur an einfacheren Routen vortasten und den Boulder-Bereich erkunden, Felix sucht dagegen die Herausforderung an Varianten mit Schwierigkeit 7+/8- und geht im Vorstieg bis unter die Hallendecke. Nach gut zwei Stunden sind bei allen die Arme lang und Kräfte aufgebraucht, zurück in Naturns bietet die Pizzeria Adler mitten im Zentrum gegen 17 Uhr eine willkommene Gelegenheit zur Regeneration.
Die Temperatur-Kurve für die nächsten Tage zeigt steil in Richtung 30°C was eher ungeeignete Bedingungen für den erneuten Durchstieg des Hoachwool-Klettersteig sind. Also geht’s heute mit Felix in die herausfordernde Felswand, auch wenn die Muskulatur nach der gestrigen Kletterei sicherlich nicht komplett regeneriert ist. Zunächst setzen wir Diana mit Arthur in Naturns ab und parken das Auto an der Unterstell-Bahn, dann ist mit einem 20minütigen Fußmarsch der Einstieg am Fuße von Juval erreicht. Hier nutzen wir den kühlen Schnalsbach für eine letzte Erfrischung bevor halb 2 die Kletterausrüstung angelegt wird und das Abenteuer beginnen kann. Anfangs noch angenehm schattig wird die Kraxelei nach Querung des Gebirgsbachs per Seilbrücke im sonnigen Felsen recht schnell zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Mit jeder Sicherungs-Passage gewinnen wir an Höhe, die Details am Talboden werden immer kleiner und bald erscheint der Oberortlhof mit Schloss Juval gegenüber auf Augenhöhe. Dabei wechseln sich auf den 650Hm einfache Fels-Klettereien, anspruchsvolle Steilstücke mit Schwierigkeit C/D und waghalsige-ausgesetzte Abschnitte ab, zudem verlangt das grandiose Panorama erhöhte Konzentration an der Wand. Inklusive zweier Stärkungs-Pausen unter kleinen schattigen Bäumen erreichen wir den Ausstieg gegen 17 Uhr wieder nach 3,5h und haben jetzt noch einen 4,5km-Talabstieg vor uns. Etwa auf der Streckenhälfte lockt die Jausenstation Schwalbennest mit tollem Ausblick über Naturns, hier kehren wir für eine leckere Belohnung gerne ein.
Dienstag, 09.07.: Freibad Naturns
Hochsommertag in Naturns, wir entspannen uns ganztags im idyllisch gelegenen Freibad. Neben lesen, träumen, baden und Bohnanza-Spiel bietet das 25m-Becken mit Blick auf die umgebenden Berge auch die Möglichkeit für eine längere Schwimmeinheit. Nach dem Abendessen ist es noch ausreichend hell um mit einer kleinen Laufrunde auf dem Ortlsteig runter bis zum Unterortlhof neue Wege zu erkunden.
Während Arthur und Diana einen weiteren Sommertag im Freibad genießen, suche ich mit Felix etwas Abkühlung in höheren Lagen. Über eine kurvenreiche und schmaler werdende Straße fahren wir zunächst bis zum Wanderparkplatz Kreuzbrünnl (1580m), wo dreiviertel 12 unsere Wanderung mit gut 1000Hm Aufstieg zum Naturnser Hochwart startet. Anfangs führt uns der Almenweg noch sehr entspannt durch den Wald, dann geht es durch steiles Gelände und über Geröllfelder aufwärts. Mittlerweile ist auch die Baumgrenze überschritten womit der natürliche Sonnenschutz fehlt, glücklicherweise ist es hier oben schon deutlich frischer. Nach gut 2,5h ist das Gipfelkreuz erreicht und wir können das beeindruckende 360-Grad-Panorama bestaunen, das Geschehen im Tal wirkt dann doch ziemlich winzig auf die Entfernung. Eine halbe Stunde später steigen wir auf dem gleichen Weg ab, legen aber gegen 16 Uhr eine längere Pause an der Mauslochalm ein für den genussvollen Kalorien-Nachschub mit Hefeweizen, Gulasch, Speckknödel und Apfelstrudel. Zurück in Naturns springen wir auch nochmal ins kühle Nass, anschließend lockt im Zentrum die Nacht der Lichter mit handwerklichen und kulinarisch-regionalen Highlights.
Wenn wir schon in direkter Nachbarschaft zu einem der beeindruckendsten Alpenpässe verweilen, dann muss diesem auch wie im vergangenen Sommer die entsprechende Ehre erwiesen werden. Das Wetter ist weiterhin hochsommerlich, die Familie flüchtet ins Freibad und ich starte 11 Uhr auf einem Ötzi Bike Rennrad in Naturns. Auf bekannter Strecke und mit Rückenwind fliegen die ersten 36km trotz 400Hm dahin, nach 1,5h geht’s durch Prad. Hier beginnt jetzt die eigentliche Anfahrt über 25km mit den berühmten 48 Kehren zum Stilfser Joch, da heißt es Ruhe bewahren und in kleinen Etappen denken. Mit jedem Tritt schraubt man sich tiefer und höher ins Tal während ringsrum die Berge immer schroffer und steiler werden, was für ein Erlebnis! Oberhalb von Trafoi plätschert weiterhin frisches Bergwasser in einen Trog, perfekte Gelegenheit zur Abkühlung und Trinkflaschen-Auffüllung. Nun geht es in engen Serpentinen durch den letzten bewaldeten Abschnitt, bevor ich dann auf knapp 2200m das Berghotel Franzenshöhe für eine willkommene Einkehrpause ansteuere. Apfelstrudel und Kaffee spenden neue Kraft, die braucht es auch beim Ausblick auf die restlichen 6 Kilometer und 22 Kehren bis zur Passhöhe! Diese ist dann endlich dreiviertel 4 erreicht, es stehen 61km auf der Uhr. Hier oben ist wie üblich Jahrmarkt-Stimmung, ich gönne mir ein Würstl im Fladenbrot mit Sauerkraut und berausche mich am Panorama auf die Ortler-Gruppe. Nach einer Viertelstunde rollt der Bock schon wieder, für den Rückweg wähle ich heute mal die Variante über den deutlich ruhigeren und landschaftlich ebenso reizvollen Umbrailpass mit kurzem Abstecher in die Schweiz und im weiteren Verlauf durch das Münstertal nach Prad. Von dort folge ich dem Etsch-Radweg zurück nach Naturns und muss im Gegenwind nochmal kräftig reintreten, um pünktlich halb 7 am Radverleih anzukommen.
Freitag, 12.07.: Naturns – Jena
In der Nacht ziehen heftige Gewitter durch, in der Folge muss die Reschenpass-Straße auf Tiroler Seite wegen Murenabgang gesperrt werden. Also treten wir gegen 10 Uhr zunächst in Richtung Bozen unsere Heimreise an und folgen dann entspannt der Autostrada 22 bis zum Brennerpass, wo wir nach einer kleinen Schatztour-Pause gemütlich auf der Bundesstraße gen Innsbruck rollen. Weiter geht’s über den Scharnitzpass und am Fuße des Karwendels vorbei. Kurz vor Garmisch-Partenkirchen liegt direkt an der Straße einladend der Sonnenhof Klais, es ist bereits viertel 7 und Hunger macht sich breit also kehren wir zu einem bayrisch-zünftigen Abendessen ein. Ohne viel Verkehr kommen wir anschließend über die A95, den Münchener Ring und die A9 mit Richtgeschwindigkeit voran und sind kurz nach Mitternacht zu Hause.