Prolog
[© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Kaum zurück von der Mosel wartet schon das nächste Event. Als Geschenk zum 40ten Geburtstag geht es mit Martin in ein abenteuerliches Überraschungs-Wochenende auf den Rennsteig. Die nächsten beiden Tage steht uns eine Wanderung mit insgesamt 43km und 1300Hm sowie einer Schutzhütten-Übernachtung bevor.
Sonnabend, 22.10.: Hörschel – Großer Meilerstein [23km]
Gut bepackt mit Schlafsack, Isomatte, Wechselsachen, Kocher, Verpflegung, Getränke und ein paar Leckereien stehe ich pünktlich halb 8 bei Martin vor der Haustür. Die knapp zwei Kilometer zum Westbahnhof laufen wir im herbstlich-kalten Nieselregen durch Jena, hoffentlich gibt sich die Sonne bis zur Ankunft am Rennsteig noch etwas Mühe! Gegen viertel 9 bringt uns die Bahn mit dem Thüringen-Ticket (28 EUR) über Weimar und Eisenach nach Hörschel. Noch ein kurzer Fußmarsch vom Bahnhof in den Ort und schon ist halb 11 der Beginn des Rennsteig direkt an der Werra erreicht. Auch wenn es die Sonne schwer hat gegen die massive Wolkenschicht fällt aus dieser wenigstens kein Regen mehr und wir starten frohgemut den Aufstieg. Während sich mit jedem Schritt die Umgebung verändert gibt es auch viel Zeit für Gespräche jenseits der Small-Talk-Zone. Sechs Kilometer später führt uns der Weg an der Siedlung Clausberg vorbei, kurz darauf hat uns der Wald wieder verschluckt. Langsam gewöhnt sich der Körper auch an die zusätzlichen 15kg auf dem Rücken, trotzdem kommt halb 2 der Imbiss an der Hohen Sonne gerade recht für eine kleine Mittagspause. Passend zur Örtlichkeit lugt bei Bratwurst und Radler sogar kurzzeitig die wärmende Sonne raus. Die einstelligen Temperaturen führen ohne Bewegung jedoch schnell zur Auskühlung und so stiefeln wir bald weiter. Weitere drei Stunden drauf neigt sich der Tag langsam seinem Ende entgegen, wir beschließen eine geeignete Schutzhütte aufzusuchen. Zuvor füllen wir noch den 5l-Faltkanister an der Schaumborn-Quelle auf, die sich ein paar Meter südlich vom Rennsteig hinter der Triniusrast befindet. Gegen halb 6 belagern wir die Schutzhütte Große Meilerstätte mit zwei Sitzbänken und ausreichend Platz für uns beide, endlich können die Schultern vom Rucksack befreit werden. Mit Hilfe eines kleinen mitgebrachten Schwedenfeuers lässt sich gesammeltes nasses Reisig trocknen und nach einer Stunde haben wir ein richtiges Lagerfeuer entfacht. Dazu gibt’s vom Kocher Asia Nudelsnacks und Glühwein, damit lässt sich die aufziehende Nachtkälte kurz über dem Gefrierpunkt sehr gut aushalten, so herrlich urig! Gegen 21 Uhr sind dann sogar alle stärken Äste durchgebrannt und wir verkriechen uns in die Schlafsäcke.
Sonntag, 23.10.: Großer Meilerstein – Friedrichroda [20km]
Gut verpackt zwischen den Daunen schlafen wir bis halb 9, der durch den Wald wabernde Nebel lockt nicht unbedingt in die Morgenfrische. Doch dank des Kochers gibt es sogar heißen Tee zum Frühstück mit Marmeladen-Brot, Obst und Kuchen. Gegen halb 10 sind dann die Rucksäcke wieder gepackt und wir starten auf die zweite Etappe. Um unsere Körper wieder auf Betriebstemperatur zu bringen hilft ein zügiger Schritt, über den Dreiherrenstein kommen wir so nach zwei Stunden am Großen Inselsberg in absoluter Nebelsuppe an. Bevor uns auf der anderen Seite der anspruchsvolle Abstieg über die Reitsteine erwartet, nutzen wir die Gelegenheit für eine kleine Pause im Berggasthof Stöhr zum Aufwärmen mit einem erfrischenden Radler. Nach einer weiteren Stunde auf dem Rennsteig verlassen wir diesen gegen dreiviertel 1 an der Wegkreuzung hinterm Kleinen Jagdberg und laufen über die Tanzbuche talwärts nach Friedrichroda, ein paar Mal bricht zum Abschied sogar kurz die Sonne durch die Wolken. Mit qualmenden Schuhen erreichen wir dreiviertel 2 den Bahnhof, geschafft! Eine Viertelstunde später sitzen wir im warmen Zug zurück nach Jena mit Umstiegen in Fröttstedt und Weimar, genügend Zeit beim Mittagssnack die letzten beiden Tage nochmal Revue passieren zu lassen.