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Glücksmomente
Getting Tough VII
  8. Dezember 2018      2 Kommentare
Getting Tough

Nachdem ich im Mai den Rennsteig-Marathon erfolgreich und glücklich absolviert hatte, steht heute die Realisierung eines weiteren Spezial-Geschenks zu meinem 40ten Geburtstag bevor: eine Anmeldung zum Getting Tough Race! Gegen 8 Uhr sammle ich Simon und Marco als Begleiter sowie Micha ein und gemeinsam fahren wir nach Rudolstadt. Eine Stunde später sind wir auf der Bleichwiese mit dem Hindernis-Parcour „Walk of Fame“ im Ziel-Bereich, na das kann ja was werden. Doch zunächst holen wir die Unterlagen im Festzelt und wärmen uns nochmal auf, bevor sich gegen 10 Uhr die knapp 3000 Teilnehmer durch den Park zum Startbereich in Bewegung wo wir auch noch Gizen als dritten Mitstreiter aufgabeln. Gelegentlich schafft es die Sonne durch die Wolken und wärmt unsere schwarzen Laufsachen bei 5°C und leichtem Wind, wir sind guten Mutes. Kurz vor 11 Uhr fällt der Startschuss und ein 100m breites Band aus Läufern stürmt auf das erste Kriech-Hinderniss zu. Gleich darauf ist zweimal ein brusttiefer und ca. 5m breiter Wassergraben zu queren, die nassen Klamotten saugen wie verrückt die Körperwärme ab. Dagegen hilft die anstehende Laufstrecke von 22km über den Kulm mit vereinzelten Hindernissen (Slalom-Hänge, Autoreifen-Tragen, Eskaladierwände, Altpapier-Pyramiden) sowie angenehm zu laufenden Waldboden-Passagen, auch wenn es im trockenen Zustand irgendwie schöner wäre. Als wir nach 22km wieder die Saale durchwatet haben und auf dem Startgelände zurück sind ist das anfangs zweifach gequerte Wassergraben-U nun in kompletter Länge zu durchgehen, streckenweise muss auch geschwommen werden. Da macht sich das jahrelange Kalt-Duschen bezahlt, trotzdem ist nach den fünf Minuten in der 8°C kalten Brühe jegliches Gefühl in den Beinen eingefroren. Dies kommt anschließend beim Hangeln, Betonröhren-Kriechen und Sandsack-Schleppen auf der ehemaligen Sturmbahn der Bereitschaftspolizei langsam wieder zurück, aber warm wird uns nicht mehr. Spätestens im nun folgenden Rudolstädter Schwimmbad werden diese Hoffnungen auch endgültig begraben. Im ersten Becken sind sieben Baumstämme zu durchtauchen, der Kopf friert ein und fragt sich was hier los ist. Das zweite Becken ist per Hangeln zu überqueren, nach drei Griffen sind meine Hände nicht mehr willig und ich ergebe mich wie einige Läufer um uns herum ins Schwimmen. Es folgen Kriech-Einlagen, Container-Klettern und Paletten-Hindernisse, am Ausgang gibt es heißen Tee den wir vor Zittern gar nicht richtig trinken können. Mittlerweile hat Micha einen Oberschenkel-Krampf und kann nur noch gehen, so schleppen wir uns durch den Park zum Walk of Fame auf der Bleichwiese. Das Ziel bereits vor Augen erwartet uns hier in der letzten Stunde der Großteil der über 150 Hindernisse: Eskaladierwände überwinden, Traktorreifen erklettern, Betonröhren durchkriechen, Baugerüst überklettern, hangeln, balancieren – und immer wieder dieses verdammte Wasser. Irgendwann ist tatsächlich das letzte Hindernis geschafft und ich taumle nach 4h5m22s ins Ziel, kurze Zeit später schiebt sich auch Micha auf dem nackten Asphalt durch die Betonröhre. Ich bin fix und fertig, außer Kälte spüre ich nichts mehr. Umso mehr freue ich mich über die Unterstützung von Simon und Marco beim Umziehen im Gepäckzelt, überall kauern völlig unterkühlte Gestalten in Rettungsfolien. Auf der Rückfahrt nach Jena holen wir das Maximum aus der Heizungsanlage raus und so langsam kommen die Lebensgeister wieder. Was für ein Erlebnis!

Kommentare [2]

  1. Juja schrieb am 8. Januar 2019, 12:29 [#]

    Damit gibt’s wohl einen eindeutigen Sieger im Rennen um die absurdeste Freizeitbeschäftigung… sowas würd ich ja niemals machen! :D Chapeau für den Irrsinn!

  2. Matthi schrieb am 8. Januar 2019, 15:25 [#]

    Naja, sag niemals NIE, manchmal rutscht man in so ein Abenteuer auch einfach rein! ;-) Und Deine Adventure-Races sind vom Getting Tough auch nicht weit weg, vermutlich sogar insgesamt anstrengender! Unsere kleine Freizeit-Challenge ist also noch nicht entschieden. :D