Nach dem selbstgebastelten Marathon im letzten Jahr findet heuer, oh Freude, der 48. Gutsmuths Rennsteiglauf wieder fast regulär statt, auch wenn er vom Mai auf Anfang Oktober gerutscht ist. Gemeinsam mit Micha fahren wir am Freitag-Nachmittag ganz entspannt durchs Saaletal nach Neuhaus am Rennweg. Noch fix die Startunterlagen abgeholt, dann erwartet uns Steffen schon halb 7 im Schieferhof. Nach dem Check-in sammeln wir für morgen nochmal ordentlich Kalorien am leckeren Buffet und genießen unsere eigene Kloß-und-Pasta-Party.
[© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Trotz direkter Übernachtung in Neuhaus klingelt bereits 7 Uhr der Wecker, der Frühstücks-Raum ist gut gefüllt mit Marathoni. Gegen 8 Uhr geht’s im zügigen Schritt zum Startbereich, auf dem Weg dahin kommen uns bereits die ersten Läufer entgegen. Am Gepäck-LKW gebe ich bei kühlen 8°C meine Jacke mit ab, wie sich zeigen wird genau die richtige Entscheidung. Noch fix aufwärmen, schon ist es 8:25 Uhr und ich mogel mich in Michas 50er-Startblock, Steffen wurde bereits vor vier Minuten losgeschickt. Die Mantelstraße aufwärts kommt der Kreislauf richtig in Schwung, dann folgen wir ab dem Kreisverkehr dem offiziellen Rennsteig durch den Wald statt wie üblich der B281. Dort ist man auch besser geschützt vorm Wind und schon taucht die erste Versorgung Steinheider Hütte (5.8km) nach einem kurzen steilen Hohlweg-Abstieg auf. Erfrischt mit einem Becher Tee bringt uns der leicht abschüssige Fahrrad-Rennsteig unterhalb des Sandbergs nach Limbach, bevor es dort wieder kräftig zur nächsten Verpflegung am Dreistromstein (10.6km) hoch geht. Banane und Tee lassen sich entspannt verdauen, während die Strecke im weiteren Verlauf sanft nach Friedrichshöhe und auf dem breiten Waldweg zur Eisfelder Ausspanne abfällt. Hier fliegen die Beine und ist ein wahrer Genuss inmitten der wundervollen Natur. Dafür wird es anschließend über 2km deutlich hochpulsiger im Anstieg zum Eselsberg, die großartige Verpflegung oben an der Rennsteigwarte (18.3km) markiert den höchsten Punkt. Mit Heidelbeer-Schleim, Banane und Tee stolpern wir runter nach Masserberg. Oberhalb der Ersteberg-Skiwiese geht es zur Halbmarathon-Markierung (1h52m) und im steilen aber frisch abgeholzten Hohlweg abwärts zur Schwalbenhauptwiese (22.2km), wo die nächste Gelegenheit für einen Schluck Tee wartet. Auf dem folgenden welligen Teilstück parallel zur Landstraße kämpft Micha mit muskulären Problemen, vermutlich Nachwehen eines kürzlichen Infekts. Wir schalten zwei Gänge zurück, doch leider verbessert sich seine Situation nicht und so versucht er in ruhigeren Gewässern durchzuhalten während ich hinter Kahlert wieder Fahrt aufnehme.
An der Versorgungsstelle in Neustadt (28.3km) bleibe ich dieses Mal nicht stehen, nur ein Getränke-Becher im Vorbeigehen und ein Aerobee-Gel zur Sicherheit. Dadurch läuft es sich sehr viel flüssiger als die letzten Jahre durch den Ort und locker bergab über die Wiese. Damit ist es dann allerdings schlagartig vorbei am fiesen Anstieg zum Burgberg (30.2km), hier geht der Puls trotz kleiner Ballen-Schritte zeitweise auf 180 Schläge hoch. Kurze Erholung gibt es auf dem Gefälle zur Straße, bevor es dahinter wieder anstrengender wird. Doch durch den Wald hört man bereits ein paar Schaulustige vom Großen Dreiherrenstein (33.4km), neben Tee ist dort auch mal ein Becher Cola dabei. Auf der Uhr werden 3h04m angezeigt und die verbleibenden Kilometer sind nicht mehr zweistellig, sieht soweit gut aus. Die Beine sind zwar deutlich zu spüren, aber der innere Schweinehund hält sich heute erstaunlich zurück. So kann ich meine restliche Energie komplett ins Laufen stecken, die nach Allzunah abfallende Strecke ist dabei natürlich sehr hilfreich. Hier verlassen wir den Rennsteig in Richtung letzte Getränkestelle bei Frauenwald (37.1km), auf Wasserdusche und Bier verzichte ich lieber. Nun ist es aber auch nicht mehr weit und entlang der Straße sowie später auf dem breiten Forstweg geht es quasi nur noch bergab, also Beine durchrollen lassen. Schon bald lichtet sich der Wald und die ersten Häuser von Schmiedefeld sind zu sehen, der Straße folgen wir in einer großen Schleife runter in den Ort. Dort steht Petra und wartet auf Steffen, nach ihrer Anfeuerung geht es direkt rein in den Schluss-Anstieg hoch zum Sportplatz. Nochmal alles raushauen, oben eine letzte Runde und dann stolpere ich erschöpft über die Ziellinie, allerdings voller Glücksgefühle den Rennsteig-Marathon gesund und noch dazu in einer persönlichen Bestzeit von 3h52m34s bewältigt zu haben! Eine halbe Stunde später kommt Steffen an und auch Micha kämpft sich trotz zwischenzeitlicher Krämpfe und Geh-Abschnitte noch mit einer 4h46m ins Ziel. Bevor uns der Shuttle-Bus nach Neuhaus zurückbringt, genießen wir in der Herbstsonne das Läuferbier und Kloß mit Gulasch. Bis zum nächsten Jahr, dem Rennsteig die Treue!