Samstag, 15.07.: Jena – Naturns
Wie im letzten Jahr zieht es uns wieder in die Alpen, diesen Sommer suchen wir aber das Urlaubsglück auf der Südseite im Vinschgau. Gewappnet für den erhöhten Reiseverkehr starten wir bereits 7 Uhr, als fahrbaren Untersatz gab’s von Enterprise einen VW T-Cross (550 EUR/2 Wochen). Über die A4 und A9 geht’s zunächst wie geplant nach Nürnberg, aufgrund von Staus weichen wir aber nach Westen aus und zuckeln auf der A7 weiter, leider nicht nur beim Grenzübergang Füssen/Reute etwas zähflüssig. Dagegen ist der Fernpass unerwartet frei und wir folgen ab Imst dem Inn stromaufwärts, an der Kajetansbrücke geht es dann in den Anstieg zum Reschenpass. Das berauschende Panorama und schöne Wetter locken nach der Passhöhe am Haidersee zu einem kurzen Stop, hier fühlt es sich schon sehr nach Urlaub an. Im Tal der Etsch rollen wir unserem Ziel entgegen, kurz vor Naturns am Eingang zum Schnalstal wartet nochmal eine knackige Auffahrt zum Schloss Juval. Schließlich haben wir 19 Uhr den Oberortlhof erreicht, wir werden herzlich von Anna als Vermieterin begrüßt und beziehen die wunderschöne und liebevoll ausgebaute Ferienwohnung.
Sonntag, 16.07.: Schloss Juval
Ganz entspannt starten wir mit einem gemütlichen Frühstück gegen halb 10 in den Tag, ein Konzept was sich über die kommenden zwei Wochen sehr bewährt. Und weil es auf einer Felsnase direkt über dem Oberortlhof thront, steht heute die Besichtigung von Schloss Juval auf dem Programm. Knapp 1km Aufstieg über die Zufahrtsstraße später ist das Eingangs-Portal erreicht. Trotz des wunderbar sonnigen Sommerwetters ist heute nicht viel los und so können wir das Schloss mit seinen Ausstellungen und Themenräume sowie die Innenhöfe mit mächtigen schattenspenden Himalaya-Zedern ganz in Ruhe erkunden, fehlt nur noch ein um die Ecke schauender Reinhold Messner. Gut zwei Stunden später ist der Rundgang beendet, zurück an der Ferienwohnung kehren wir im Schlosswirt für eine kleine Nachmittags-Jause ein.
Montag, 17.07.: Rittersteig [7.0km, 360Hm]
Der Erkundungsradius wird weiter ausgedehnt mit einer ersten Wanderung. Abgestimmt mit dem Juval Shuttle-Bus schlängeln wir uns die Serpentinen runter nach Naturns. Am Sportplatz findet sich ein Parkplatz und los geht’s dreiviertel 12 auf den Rittersteig. Zum Glück liegt der Weg am Hang der südlichen Bergkette, wodurch wir größtenteils im schattigen Wald vor der brennenden Sonne geschützt sind. So lässt es sich gemütlich leicht oberhalb des Etschtals laufen, auf dem letzten Stück nach Plaus geht es dann durch die endlosen Apfelplantagen. Nach gut 2,5h kehren wir zur fortgeschrittenen Mittagszeit im Restaurant Hochwart direkt an der Etsch ein und lassen uns Speckknödel, Kaiserschmarrn und ein kühles Bierchen schmecken. Aufgrund der Hitze ersparen wir uns den zweiten Abschnitt auf der anderen Talseite, stattdessen geht’s mit der Vinschgaubahn zurück. Den restlichen Nachmittag trainieren wir mit viel Spaß die Feinmotorik auf der Minigolf-Anlage, bevor es gegen 18 Uhr mit dem Einkauf zurück zur Ferienwohnung geht.
Dienstag, 18.07.: Freibad Naturns
Aufgrund der anhaltenden sommerlichen Temperaturen jenseits der 30°C suchen und finden wir heute im Freibad eine perfekte Gelegenheit zur Abkühlung mit Badespaß über den ganzen Tag. Wunderschön eingebettet im Berghang direkt unterhalb der Burg Hochnaturns, mit großer Rutsche, Schwimmbecken und Pizzeria-Kiosk kann man es hier gut aushalten. Vor dem Abendessen gehe ich mit Arthur unter vom Schloss Juval auf eine kleine Schatzsuche und auch die Schweine warten schon mit lautem Gegrunze auf unseren täglichen Biomüll.
Mittwoch, 19.07.: Schnalser Waalweg [9.0km, 400Hm]
Einen morgendlichen Regenschauer sitzen wir beim verlängerten Frühstück aus, dann strahlt der Himmel wieder tiefblau und es kann halb 12 auf unsere heutige Wanderung losgehen. Direkt am Oberortlhof liegt der aus dem 16. Jahrhundert gut erhaltene Schnalswaal, dem immer leicht am Hang fallenden Wasserlauf lässt sich ganz entspannt folgen mit tollen Ausblicken ins Etschtal und wunderbar schattigen Abschnitten. Arthur hat seinen Spaß beim Wettrennen mit dahin strömenden Zapfen und Stöckchen, die Füße bewegen sich dabei von ganz alleine. Oberhalb von Tschars verschwindet der Waal für ein Stück im Berg, im weiteren Verlauf ist der Waal nicht mehr so gut erhalten und teilweise durch Hangrutsche unterbrochen. Halb 3 steigen wir nach Kastelbell ab und bleiben zunächst bei einer spontanen Weinverkostung mit Winzer-Schnack im Köfelgut hängen. Etwas angeheitert durchqueren wir den Ort und finden eine leckere Stärkung zum späten Mittagessen im Angergutkeller. Die Vinschgaubahn bringt uns anschließend zurück bis Staben, wo noch der finale und schweißtreibende Aufstieg zum Oberortlhof bei über 30°C auf uns wartet.
Donnerstag, 20.07.: Radtour Stilfser Joch [124.0km, 2980Hm]
Da wir ja derzeit ganz in der Nähe sind und meine letzten Befahrungen auch schon einige Jahre zurückliegen, wird heute die Gelegenheit für eine Radtour zum Stilfser Joch genutzt. Während die Familie das sonnig-warme Sommerwetter im Freibad Naturns genießt, bekomme ich im Fahrrad-Verleih ein Giant Defy mit Bärentatzen eingestellt, so kann ich für 44 EUR/Tag mal ein Rennrad ausprobieren. Halb 11 bin ich startklar und folge dem super ausgebauten Etsch-Radweg talaufwärts. Mit Rückenwind auf dem ungewohnt leichten Rad sind selbst leichte Steigungen kein Problem, ich fliege förmlich dahin. Nach 36km in 1,5h ist Prad erreicht, hier beginnt nun der eigentliche Anstieg und kurz hinter Gomagoi wartet auch schon die erste von 48 Serpentinen. Am Ortsausgang von Trafoi kann ich meine Trinkflasche an einer Quelle nachfüllen und weiter geht es kurvenreich und steil aufwärts, immer tiefer hinein in das atemberaubende Panorama rund um die Ortler-Gruppe. Dem Abzweig zur Franzenshöhe kann ich auch heute nicht widerstehen, zu Apfelstrudel und Hefeweizen gibt’s kostenlos den Blick auf das Ziel. Gut gestärkt lassen sich die restlichen 24 Serpentinen angehen und endlich ist halb 4 die Passhöhe geschafft! Hier oben geht’s zu wie auf dem Jahrmarkt, also fix ein paar Fotos gemacht und dann nichts wie weg. Zunächst steht eine rasante Abfahrt bevor, die 25km bis Prad sind in gut 30min abgerollt. Aufgrund der Schotterstrecke hinter Laas bleibe ich bis Göflan auf der SS38 und wechsle dort wieder auf den Etschradweg. Dreiviertel 6 bin ich am Fahrrad-Verleih und erhole mich noch ein Stündchen im Freibad von der berauschenden aber anstrengenden Tour, bevor es gemeinsam hoch nach Juval geht.
Freitag, 21.07.: Bozen
Dem heute durchziehenden Regengebiet weichen wir mit einem Ausflug nach Bozen aus, dank unserer Vinschgau-Card sogar unkompliziert per Bahn möglich bis auf die aktuelle Unterbrechnung aufgrund von Bauarbeiten zwischen Töll und Meran. Gegen 13 Uhr kommen wir am Hauptbahnhof Bozen an und schlendern durch die Altstadt, leider ist das Südtiroler Archäologiemuseum hoffnungslos überfüllt mit einer sich nicht bewegenden Warteschlange. Mehr Glück haben wir in einem der vielen Restaurants und bekommen ein schmackhaftes Mittagessen serviert. Mittlerweile hat sich auch die Sonne durchgekämpft, wir spazieren anschließend über die Talferwiesen vorbei am Schloss Maretsch und genießen das mediterrane Flair. Mit Zwischenstop zur Schatzsuche und für ein leckeres Eis geht’s im Bogen zurück zum Bahnhof, gegen 18 Uhr sind wir wieder an der Ferienwohnung.
Samstag, 22.07.: Meraner Höhenweg [15.2km, 1500Hm]
Ein neuer Tag und die Sonne lacht, wir schnüren die Wanderschuhe. Zunächst geht’s runter nach Naturns und dann weiter mit dem Bus nach Partschins. Dort wartet am oberen Ortsrand die Texelbahn als Aufstiegshilfe, mit einem Familien-Kombiticket (40 EUR) bringt sie uns ganz bequem auf 1544m wo wir gegen halb 1 in den Meraner Höhenweg einsteigen. Nun geht es immer entlang des Naturnser Sonnenberges auf einem leicht welligen Profil mit einem beeindruckenden und ständig wechselnden Panorama. Die eigentlichen Highlights sind aber ein erfrischender Wasserfall sowie die 1000-Stufen-Schlucht mit kraxelig-steilen Passagen beim Abstieg bis zur Hängebrücke und natürlich auf der anderen Seite pulssteigernd wieder hoch. Kurz vor Küchenschluss um 16 Uhr kehren wir noch zu einem sehr späten Mittagessen am Pirchhof ein, bevor es gut eine Stunde später auf die letzte Etappe der heutigen Wanderung geht. Zwischen einzelnen Bauernhöfen oberhalb von Naturns schlängelt sich der Weg bis zur Bergstation der Unterstellbahn, die uns 18:30 wieder ins Tal fährt.
Sonntag, 23.07.: Klettersteig Knott
Am Ende der gestrigen Wanderung bereits kurz inspiziert steht heute der Knott Übungsklettersteig im Fokus, nur wenige Minuten von der Unterstellbahn entfernt. Doch im ersten Schritt müssen wir uns nach dem Frühstück mit der Handhabung der ausgeborgten Klettersteigsets vertraut machen. Halb 1 sitzen wir in der Pendelbahn aufwärts, dann geht es in Richtung Einstieg wo Arthur und Felix vor Tatendrang kaum noch zu bremsen sind. Nach den ersten Handgriffen kommt bereits die Routine und wir erkunden die verschiedenen Routen direkt unterhalb des Skywalks mit durchaus anspruchsvollen sowie ausgesetzten Segmenten in luftiger Höhe, was für ein Spaß und Nervenkitzel! Nur unterbrochen von einer Mittagspause im Unterstellhof verbringen wir den restlichen Tag im Klettersteig, während Diana an der Bergstation in der Sonne liest und entspannt. Gut geschafft aber voller Adrenalin geht’s gegen 18 Uhr mit der Bergbahn talwärts zum Parkplatz.
Montag, 24.07.: Bozen Kletterhalle
Der zweite Tag mit einer etwas durchwachsenen Wetterlage, wir fahren wieder nach Bozen und setzen die Kletter-Aktivitäten im Salewa Cube fort. Doch vorher gibt’s eine leckere Stärkung beim zugehörigen Bivac. An den vielfältig geschraubten Wände des halboffenen Cube findet sich was für jeden Schwierigkeitsgrad inklusive einiger Selbstsicherungsgeräte. Während ich meistens sichere, klettert Felix im Vorstieg und Arthur versucht sich dann am Seil in einer alternativen leichteren Route. So sind nach zwei Stunden die Jungs gut geschafft, anschließend kaufen wir noch ein paar Lebensmittel gegenüber im Interspar bevor es zurück nach Naturns geht.
Dienstag, 25.07.: Lama-Wanderung [3.3km, 210Hm]
Ungewohnt zeitig brechen wir heute nach dem Frühstück auf und sind pünktlich kurz vor 10 Uhr am Pirchhof, bereits bekannt von unserer Wanderung auf dem Meraner Höhenweg. Unglücklicherweise gibt es einen namensgleichen Hof auch auf der anderen Talseite, nun aber zügig alle Serpentinen vom Sonnenberg runter und drüben hochgefahren. Gegen halb 11 ist dann der richtige Lama-Pirchhof erreicht, die Einführung zu den Anden-Tieren hat für die 20köpfige Gästegruppe aber gerade erst begonnen. Nach einigen Infos zu Haltung und Umgang bekommt jede Familie zwei Lamas zugewiesen und los geht die Wanderung entlang der schmalen Straße den Berg hinauf. Nach gut 1.5km ist die Umkehrstelle erreicht, wir legen eine Pause ein welche die Lamas gleich zur Nahrungsaufnahme nutzen. Auf dem Rückweg erwischt uns ein kleiner Regenschauer aber bereits in Staben scheint schon wieder die Sonne, als wir halb 2 im Restaurant Bad Kochenmoos sitzen und wunderbar knusprige Pizza serviert bekommen. Den restlichen Nachmittag gibt’s erneut viel Spaß beim Minigolf in Naturns.
Mittwoch, 26.07.: Radtour Etsch [49.1km, 218Hm]
Angesteckt von den Eindrücken meiner Stilfserjoch-Tour vor einer Woche steht heute eine gemeinsame radelnde Erkundung auf dem Tagesplan. Bei Ötzi-Bike in Naturns gibts passendes Equipment, dann bringt uns die Vinschgaubahn ganz bequem talaufwärts bis zur Endstation in Mals wo wir dreiviertel 1 zur Radtour starten. Zunächst geht es quer in Richtung Münstertal nach Laatsch, hier folgen wir dem Etsch-Radweg. Dank teilweise starkem Gefälle und Rückenwind fliegen wir flott dahin, vorbei an den Stadtmauern von Glurns nach Prad. Passend zur Mittagszeit gegen 13 Uhr und nach gut 12km bietet sich dort die Gelegenheit für eine Pizza-Pause, bevor uns der super ausgebaute Radweg weiter durchs Meer der Apfelbäume trägt. Nach dem naturnahen Schotterweg-Abschnitt zwischen Laas und Göflan lädt das „Platzl“ in der Sonne direkt an der tosenden Etsch zu Apfelstrudel, Eis und Aperol ein, hier könnte man auch einfach sitzen bleiben. Schließlich sind es nochmal 20km die sich geschmeidig abrollen bevor wir halb 6 wieder in Naturns zur pünktlichen Rückgabe der Räder ankommen.
Donnerstag, 27.07.: Kletterwald/Nockspitze [12.9km, 1355Hm]
Der Urlaub ist schon fast vorbei und bisher das unterhalb Juval abzweigende Schnalstal noch gar nicht erkundet, dieses Versäumnis wollen wir heute nachholen. Die Talstraße beginnt mit einer Tunnel-Abzweigung von der SS38 und führt uns bis zum Vernagt-Stausee, dort steigen Arthur und Diana aus um sich durch den Hochseilgarten zu arbeiten. Mit Felix fahre ich ein paar Kilometer zurück, in Unser Frau wird das Auto abgestellt und wir starten punkt 12 Uhr zur Wanderung. Mit straffem Schritt geht es auf einem schmalen Weg den Hang hinauf, gut eine Stunde später verschwinden die Bäume und geben den Blick auf die umliegenden Berge frei. Nach insgesamt 2,5h und 1300Hm haben wir die Nockspitze erreicht und können ein tolles Panorama bis rüber zum Schnalstaler Gletscher bestaunen. Auch das alternative Gipfelbuch kann erfolgreich aus seinem Versteck befreit und signiert werden. Beim rückseitigen steileren Abstieg legen wir in der Mastaunalm für Bier und Apfelstrudel eine kleine Pause ein, das letzte Stück zum Parkplatz ist dann bis dreiviertel 5 geschafft. Mittlerweile sind auch Arthur und Diana am See zurückgewandert, gemeinsam rollen wir zum Talausgang und lassen uns mal wieder im Bad Kochenmoos leckere Pizza zum Abendessen schmecken.
Freitag, 28.07.: Klettersteig Hoachwool [5.0km, 670Hm]
Nach den guten Erfahrungen im Knott wollen wir als abschließendes Highlight einen richtigen Klettersteig angehen. Passenderweise beginnt quasi vor der Tür am Schnalstal-Eingang der Hoachwool-Klettersteig, allerdings mit 4h ohne Abbruch-Möglichkeit und Schwierigkeitsgrad D eher anspruchsvoll. Deswegen machen sich Arthur und Diana einen entspannten Tag in Naturns, während ich mit Felix viertel 12 am Parkplatz Juval den Einstieg in die Tour wage. Zunächst folgen wir dem Schnalser Bach, hier gibt es die ersten einfachen Sicherungs-Segmente. So richtig los geht es dann aber mit der Tal-Querung über eine Seilbrücke. Anschließend führen uns die nummerierten Teilstrecken an der östlichen steil aufragenden Bergflanke permanent nach oben, wobei sich mit jedem Schritt das atemberaubende Panorama auf Etschtal, Schnalstal und Schloss Juval erweitert. Mittlerweile knallt auch die Sonne schon ganz gut herunter, an geeigneten Stellen fummeln wir die Wasserflaschen aus dem Rucksack und sogar ein Schatz in luftiger Höhe liegt auf dem Weg. Nach gut 3,5h sind die Karabiner ein letztes Mal auszuhaken und wir stehen am Ausstieg, Arme und Beine freuen sich auch über das Belastungs-Ende. Ein wenig Lockerung bietet der anschließende 4km-Abstieg auf einem regulären Wanderweg runter nach Naturns. Zurück am Oberortlhof gibt’s eine erfrischende Dusche, bevor wir uns halb 6 verabschieden und die Heimreise antreten. Kurz vorm Reschenpass genießen wir gegen 19 Uhr nochmal die leckere Südtiroler Küche im Schwarzen Adler und schwelgen in Erinnerungen an die vergangenen zwei abwechslungsreichen Wochen. Die weitere Fahrt durch die Nacht ist zwar von heftigen Regenschauern geprägt, dafür kommen wir auf erstaunlich verkehrsarmen Straßen über Fernpass, Garmisch und München ohne Verzögerungen voran und sind gegen 2 Uhr in Jena.