Prolog
[© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
In guter Erinnerung an die sonnige und erholsame Mecklenburg-Tour 2002 wollten Diana und ich dieses Jahr unbedingt wieder auf’s Wasser. Da sich jedoch weiter niemand motivieren ließ, planten wir eine Woche für uns zwei. Mittlerweile hatte ich das Studium abgeschlossen und war Teil der arbeitenden Bevölkerung geworden. Somit musste ich das erste Mal regulären Urlaub beantragen, in Abstimmung mit Diana’s Semesterferien ergab sich Mitte August ein günstiger Termin. Die nachfolgend beschriebene Strecke kann in jeder GPX-fähigen Kartenanwendung geladen und detailliert nachvollzogen werden.
Sonntag, 10.08.: Anfahrt nach Wesenberg/Useriner See [11km]
Wie auch letztes Jahr nehmen wir den Kanuverleih der Kanumühle in Wesenberg in Ansprung. Da sich jedoch die Zug-Anreise mit einer großen Verpflegungstasche als sehr anstrengend erwiesen hatte und nach dieser Paddel-Woche noch unser Kroatien-Urlaub ansteht, starten wir heute kurz nach 9 Uhr mit dem Auto in Jena. Gemütlich rollen wir über die Autobahn und treffen am Nachmittag in Wesenberg ein. Wir nehmen das Kanu in Empfang, packen unsere Sachen in die Tonnen um und sitzen halb 4 bereits im Kanu. Dieses Jahr steht die obere Havel auf dem Programm und so müssen wir erstmal über den Woblitzsee, während uns die Sonne wärmt. Vorbei geht’s am Campingplatz C34, den wir noch vom letzten Jahr kennen, und weiter durch den Kanal in den Großen Labussee. An der Schleuse bei Zwenzow ist bereits Feierabend, also bleibt uns nichts anderes übrig, als das Kanu auf der Lore über die Schienen zu ziehen, was zwar bei kräftiger Steigung gar nicht so einfach ist aber gemeinsam viel Spaß macht. Dafür liegt nun vom Useriner See bis Kratzeburg eine motorbootfreie Strecke vor uns. Doch für heute reicht es und wir steuern den Campingplatz C59 an, ein wunderschöner FKK-Platz unter Bäumen mit einem Sandstrand. Wir bauen für ingesamt 10 € unser Zelt auf, anschließend will das Abendbrot vorbereitet werden. Den warmen Abend verbringen wir mit einer Flasche Wein am Strand und schauen in die Sterne.
Montag, 11.08.: Vom Useriner See nach Kratzeburg [20km]
Der Zeltplatz erwacht langsam in der aufgehenden Sonne, wir stehen 9 Uhr auf und frühstücken in aller Ruhe. Dann das Zelt abgebaut und die befüllten Tonne ins Kanu stellen, schon sind wir abfahrbereit. Schnell nochmal im See abkühlen, etwas Sonnencreme auftragen und dann paddeln wir los. Erstmal nach Norden zum oberen Ende des Useriner Sees, anschließend folgen wir dem mehr oder weniger breiten Verlauf durch das Schilf über den Zierzsee, Görtowsee und Jäthensee. Einige Stellen wecken Erinnerungen an die Mecklenburg-Tour 1995 mit Jens, Ronny und Simon, damals im Faltboot und von Kratzeburg kommend. Aufgrund der extremen diesjährigen Trockenheit und entsprechender Waldbrandstufe verkneifen wir uns das Biwaken und sind auf Campingplätze angewiesen. Doch da wir gut in der Zeit liegen, lassen wir den Platz C05 am Jamelsee links liegen und fahren weiter. An der Umtragestelle bei Babke gibt’s zum Mittag frisch geräucherten Fisch mit Brötchen, eine echte Sensation. Gut gestärkt nehmen wir den Zotzensee und Pagelsee in Angriff, bevor eine längere Umtragestelle mit doppelstöckigen Lorenwagen zu überwinden ist. Den kleinen Kanal zwischen dem Granziner See dem Käbelicksee verlassen wir so schnell es geht auf der Flucht vor Bremsen und Mücken. Dann sind wir am frühen Abend auf dem übervollen Zeltplatz C36, bauen für 12 € auf und gehen nach dem Essen ein Stück durch Kratzeburg spazieren. Der Tag klingt mit einem wunderschönen ruhigen Sonnenuntergang aus.
Dienstag, 12.08.: Von Kratzeburg zum Jamelsee [14km]
Ausschlafen und ein überfüllter Campingplatz sind zwei Dinge, die gar nicht gut miteinander harmonieren und so werden wir gegen 8 Uhr geweckt. Wieder erwartet uns ein wunderschöner Tag, die Sonne lacht vom Himmel. Nachdem alles abgebaut und zusammengepackt ist, paddeln wir zurück in Richtung Wesenberg, da wir uns an der nördlichsten Stelle der befahrbaren Havel befinden. Nach Granzin muss das Kanu mit der Lorenbahn etwa 500 Meter über Land gefahren werden, auf dem Schienenring laufen zwei Wagen um dem Ansturm gerecht zu werden. Auf der gleichen Strecke wie gestern geht es nun in umgekehrter Richtung zum Jamelsee, durch verwucherte Kanäle und ruhige Seen. An der nächsten Umtragestelle bei Babke halten wir erneut zum Mittagsfisch und lassen uns eine Schillerlocke schmecken. Nun ist es nicht mehr weit zum Campingplatz Hexenwäldchen am Jamelsee und so treffen wir bereits am frühen Nachmittag ein. Nach dem Aufbau (insgesamt 9 € für die Nacht) ist Zeit zum Lesen und Entspannen. Mit einer leckeren Kartoffelsuppe im Bauch schlendern wir am Abend noch eine Runde nach Kakeldütt.
Mittwoch, 13.08.: Vom Jamelsee nach Wesenberg [19km]
Zur Abwechslung werden wir heute mal von einem Hahn geweckt, der zwischen den Zelten stolziert. Für das Frühstück hole ich frische Brötchen, da schmeckt’s gleich nochmal so gut. Gegen 10 Uhr ist alles gepackt, wir sind startklar. Nach Überquerung des Jamelsees müssen wir unser Kanu durch den Stichkanal ziehen, es fehlt derzeit an Wasser. Dann treiben wir ganz gemütlich an Blankenförde und Kakeldütt vorbei in den Görtowsee und Zierzsee. Mit jedem Paddelschlag nähern wir uns Wesenberg, doch mittlerweile ist die Sonne hoch über uns und wir halten am FKK-Campingplatz, um ein erfrischendes Bad im Useriner See zu nehmen. Am Ende des Sees erwartet uns wieder eine Schleuse, doch hier wird gerade eine Mittagspause eingelegt und wir dürfen mit Hilfe der Loren selber umsetzen. Die Gelegenheit nutzen wir auch gleich für eine Stärkung und Änderung unserer Pläne, da wir ursprünglich auf den Campingplatz in Zwenzow wollten, der nun aber bei starkem Westwind auf dem Labussee unerreichbar erscheint. Nach dem Mittag lassen wir uns vom Rückenwind über den See schieben, im anschließenden Kanal ist es sofort ruhig und entspannter. Doch kaum erreichen wir offene Fläche auf dem Woblitzsee, drückt uns der Wind nun von der Seite auf das östliche Ufer zu. Wir kommen kaum vorwärts und müssen ständig korrigieren, die Schilfzone ist bereits zum Greifen nah. Da zum Gegensteuern nur auf windabgewandten Kanuseite gepaddelt werden kann, treten mit der Zeit auch noch Ermüdungserscheinungen im linken Arm auf. Mit letzter Kraft retten wir uns zur Kanumühle und sind froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Tonnen werden leergeräumt, das Boot abgegeben und wir treten die Heimfahrt an.