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Glücksmomente
Nonstop-Radtour Jena-Karlshagen
 20. August 2020      0 Kommentare

Prolog


OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Mal wieder Zeit für was Verrücktes! Nachdem die Ostsee-Radtour 2019 auf die Insel Usedom ein sehr stimmiges Gesamtpaket war, reift über den Sommer die Idee daraus eine Tradition entstehen zu lassen. Auch wenn es punktuell noch Optimierungs-Bedarf aufgrund stark befahrener Bundesstraßen-Abschnitte gibt, ist somit die Strecke vom letzten Jahr gesetzt. Mal schauen wann ich ganz ohne Blick auf die Karte durchkomme. ;-)

Do/Fr, 20./21.08.: Jena – Karlshagen [465km]

Am Vormittag helfe ich Martin noch bei einer Holzlieferung im Garten, damit sind die Arme schon mal aufgewärmt. Als ich dann halb 11 aus Jena rolle sind bereits kuschlige 26°C und die Sonne knallt vom locker bewölkten Himmel, heute werde ich wohl öfter zur Trinkflasche greifen müssen. Immerhin weht durchgehend ein leichter Wind aus Südwest, so düse ich zunächst auf dem Saaleradweg vorbei an Camburg und Bad Kösen bis Großjena. Hier kürze ich wieder den Saalebogen zwischen Naumburg, Weißenfels und Bad Dürrenberg ab, im Gegenzug sind ein paar Höhenmeter nach Markröhlitz und Pettstädt zu überwinden. Kurz vorm Hassesee lege ich gegen 13 Uhr (55km) die erste Pause ein und verbinde diese mit einer fixen Schatzsuche. Rund um den Runstedter See geht es anschließend nach Meerseburg und ab hier auf dem Radweg entlang der B91. Exakt vier Stunden und 84km seit Start bin ich mitten in Halle und erfrische mich am Bunabrunnen, bevor es durch das Straßen-Gewirr über Frohe Zukunft zurück ins Ländliche geht. In Zörbig bietet der Stadtpark eine willkommene sowie schattige Gelegenheit für eine Stärkung mit Brötchen, Knacker und Apfel um 16 Uhr (105km). Weiter gehts auf der L141 über Löberitz und Tornau vor der Heide, beim Netto in Dessau-Süd kaufe ich gegen halb 6 (128km) Getränke nach und runde die Pause mit einem Kaffee ab. Nachdem die Elbe-Querung bei Roßlau hinter mir liegt, wird es durch den Hohen Fläming spürbar hügeliger und zwischendrin tauchen Dörfer wie Streetz, Natho, Dobritz und Reuden auf. Erfrischt vom Friedhofs-Wasserhahn fahre ich auf dem Weg nach Reppinchen dem Sonnenuntergang entgegen und damit über Görzke, Gräben und Wollin weiter in die Nacht. Als ich kurz vor 22 Uhr (210km) auf dem Neustädter Markt in Brandenburg stehe, ist der McDonalds leider schon geschlossen und so lasse ich mir erneut Brötchen und Knacker schmecken. Gut gestärkt schwinge ich mich eine halbe Stunde wieder aufs Radl und verlasse die Stadt nach Norden. Während im Osten der Himmel über Berlin leicht schimmert, kreuze ich vorbei an Marzahne und Buschow durch das nächtliche Havelländische Luch. Kurz nach Mitternacht taucht das Ortsschild von Paulinenaue auf und über die neue Hauptkanal-Brücke ist dieses Mal der Einstieg in den Radweg auf der Stillen Pauline weniger abenteuerlich. Mit Musik auf den Ohren fliegen die 15km auf schnurgerader Strecke bis Fehrbellin nur so dahin und schon ist 2 Uhr (280km) Neuruppin erreicht. Den Powernap auf der Parkbank verkneife ich mir aufgrund der aktuellen Situation und freue mich stattdessen über einen kräftigen Kaffee an der Total-Tankstelle direkt an der B167 am nördlichen Ortsausgang.

Eine faktisch ausgestorbene B122 in absoluter Dunkelheit bietet auch die Gelegenheit für eine sehr beeindruckende Sternenguck-Pause auf dem Weg nach Rheinsberg. Dabei fallen die Temperaturen zum Glück nicht weit unter die 20-Grad-Marke und die lange Laufjacke hält mich ausreichend warm. Weiter geht die Fahrt durch die Mecklenburger Seenplatte über Zechlinerhütte und Canow, immer wieder schön in dieser Gegend mit so vielen tollen Erinnerungen. So langsam macht sich der bevorstehende Sonnenaufgang bemerkbar, in Wustrow nutze ich viertel 6 (325km) die Gelegenheit und genieße das farbenfrohe Schauspiel der Dämmerung auf einem Steg mit den Füßen im Plätlinsee, wunderschön! Etwas widerwillig schiebe ich das Rad wieder zur Straße hoch und versuche eine möglichst schmerzfreie Sitzposition zu finden für die nächste Etappe über Wesenberg und Userin nach Neustrelitz, nur unterbrochen von einer kurzen Cache-Pause. Angekommen in der ehemaligen Residenzstadt gönne ich mir gegen 7 Uhr (350km) im Cafe Kornhus mitten in der Fußgängerzone erstmal ein leckeres Frühstück mit Rührei, Brötchen und Kaffee. Gesättigt und ein wenig erholt folge ich eine Stunde später dem Radweg entlang der B96 durch hügeliges Gelände, der jedoch streckenweise fehlt und mich daher bei Blumenholz sowie Krickow auf die viel befahrene Bundesstraße zwingt. In Neubrandenburg lege ich halb 10 (375km) an der Buttelkapelle im Schatten eine kurze Cache-Snack-Pause ein, mittlerweile leistet die Sonne erneut ganze Arbeit und hat das Thermometer auf die 30°-Marke getrieben. Das anschließende Stück auf der B96 ist nochmal intensiv vom Fernverkehr geprägt, zum Glück wird es nach der A20-Anschlussstelle ruhiger und ich kann entspannter auf der B197 über Friedland nach Anklam radeln. Dort komme ich kurz nach 12 Uhr (425km) auf dem Marktplatz an, erfrische mich am Greifenbrunnen, lasse mir Erdbeertorte mit einem Cappuccino schmecken und freue mich darauf bald am Ziel zu sein. Viertel 2 hänge ich wieder im Sattel, überquere das erste Mal die Peene am Stadthafen und folge der gemütlichen Landstraße durch Rubkow, Zemitz und Hohendorf. Hier biegt ein Radweg entlang der Bahngleise nach Wolgast ab und über die blaue Peenebrücke geht es auf die Insel Usedeom. Jetzt sind es nur noch 12km durch Mölschow und Trassenheide nach Karlshagen, wo ich halb 4 Uhr (465km) am Zeltplatz ankomme. Voller Freude empfangen mich Felix und Arthur, die hier seit ein paar Tagen mit Oma und Opa die Ferien verbringen. Gemeinsam schlappen wir über die Dünen und springen in die Ostsee, GESCHAFFT! Der restliche Tag klingt mit Erzählen und Abendessen beim Italiener an der Promenade aus, bevor mich eine sehr erholsame Nacht im Wohnmobil erwartet. Der Samstag beginnt gegen halb 10 gut ausgeschlafen mit einem leckeren Frühstück unter den Kiefern an der frischen Luft, kurz nach 12 Uhr steige ich in Karlshagen in den Zug und bin 9 Bahnstunden später mit Hilfe des Quer-durchs-Land-Tickets (44EUR) ohne Zwischenfälle wieder in Jena. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Tour-Eckdaten

  • Strecke: 465km (2350Hm) zumeist auf Nebenstraßen/Bundesstraßen
  • Fahrzeit: 21h45m (29h gesamt, 10:30-15:30)
  • Getränke: 9l Wasser-Saft-Gemisch, 4 Kaffee
  • Essen: 6 Energie-Riegel, 2 Äpfel+Bananen, Rührei-Frühstück, Knacker, Trockenpflaumen

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