Prolog

[© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA]
Eine vierjährige Abstinenz ist lang genug um nach drei Alpen-Urlauben mal wieder der geliebten Czarna Hancza einen Besuch abzustatten. Im voll gepackten Ford Focus von Europcar (260 EUR/Woche) starten wir am Donnerstag 11 Uhr. Trotz erneut eingeführter Grenzkontrollen gestalten sich die gut 860km auf der A4 und S8 über Dresden, Breslau, Lodz und Warschau recht problemlos und entspannt. Gegen 21 Uhr erreichen wir im Dauerregen das Hotel Orchidea kurz vor Ostrów Mazowiecka, für eine Runde Ohne Furcht und Adel ist aber noch ausreichend Energie bei allen vorhanden.
Freitag, 11.07.: Mackowa Ruda

Nach einem herzhaften Frühstück rollen wir auf der mittlerweile auch hier vierstreifig ausgebauten S8 knapp zwei Stunden bis Augustow und besorgen dort zunächst im Kaufland die Lebensmittel für die nächsten Tage. Jetzt nochmal einige Kilometer auf der DK16 in Richtung Litauen, in Giby abbiegen um den immer schmaler werdenden Straßen ins Ländliche zu folgen und schließlich sind wir nach insgesamt 1.100km gegen 14 Uhr beim Bootverleih in Mackowa Ruda. Aufgrund der wechselhaften Wettervorhersage beschließen wir hier auf dem zugehörigen Biwakplatz unser Zelt dauerhaft aufzuschlagen (120 PLN/Nacht), immerhin kommen wir so in den Genuss von Dusche und WC statt Plumpsklo. Zudem haben wir direkt am Zelt unsere private Feuerstelle mit Dreibein-Schwenkrost die wir nun jeden Abend für Knobi-Brot, Glutkartoffeln und Würstchen nutzen.
Samstag, 12.07.: Wigry – Mackowa Ruda [12km]

Ein weiterer Vorteil des stationären Campings: der lokale Sklep ist in 10min fußläufig erreichbar und bietet am Morgen frische Brötchen (1 PLN/Stück), Arthur ist für deren Beschaffung mein treuer Begleiter. Nach dem Frühstück lassen wir uns halb 12 mit zwei Kajaks (160 EUR/5 Tage) an den Wigry-See transportieren und erkunden zunächst das bisher nur umfahrene Kamaldulender-Kloster mit einigen Erinnerungen an Karol Wojtyla. Eine Stunde später starten wir mit der Paddeltour einmal um das Kloster herum, zum Abfluss der Czarna Hancza und weiter gemütlich stromabwärts treibend bis gegen 16 Uhr nach 12km wieder unser Stellplatz erreicht ist. Zwischendurch bietet wie in den vergangenen Jahren der Steg mit rotem Sonnenschirm eine genussvolle Pause mit Jagodzianki, Piroggen und Kaffee (je 10 PLN).
Sonntag, 13.07.: Mackowa Ruda – Wysoki Most [15km]

Da unser Zelt am Vormittag im Schatten einer Baumreihe steht, kann Felix auch nach 9 Uhr ohne Hitzestau im Langschläfer-Modus bleiben. Währenddessen genießen wir zu dritt die wundervoll ruhige Morgenstimmung am Steg, baden und lassen uns eine erste frisch angelieferte Buchtel (9 PLN/Stück) bei einer Tasse heißem Cappuccino schmecken. Eine Stunde später sitzen wir dann beim gemeinsamen Frühstück und halb 12 im Kajak um heute der Czarna Hancza weiter flussabwärts zu folgen. Allerdings ziehen bereits dunkle Wolken auf und kurz hinter Wysoki Most beginnt es gegen 14 Uhr nach gut 7km zu regnen. Glücklicherweise finden wir hinter der nächsten Biegung eine schützende Jägerschenke bei Agroturystyka U Wieśka. Doch so richtig stabiles Wetter zum Weiterfahren will sich nicht einstellen, wir rufen kurzerhand beim Kanu-Verleih an um Diana und Arthur abholen zu lassen. Da Felix noch Lust und Kraft hat, paddeln wir das zweite Kajak im Power-Modus gemeinsam gegen die Strömung zurück und sind nach 1h15m ebenfalls wieder in Mackowa Ruda inklusive einiger Sprung-Einlagen an der Brücke in Buda Ruska.
Montag, 14.07.: Mackowa Ruda [6km]

Weil sich am Vormittag die Sonne noch hinter dicken Wolken versteckt, muss für den Kuschligkeits-Faktor beim Frühstück gegen 10 Uhr ein Pullover herhalten. Doch bereits zwei Stunden später lockert es auf und wir starten stromaufwärts zum „Buchtel Drive-in“ am roten Schirm, die leckeren Piroggen verschmähen wir natürlich auch nicht. Nach der kleinen Stärkung geht es die drei Kilometer ganz entspannt mit Badeeinlagen zurück. Bis zum abendlichen Tagesausklang am knisternd-verträumten Lagerfeuer bleibt noch Zeit für ein paar Runden Kniffel.
Dienstag, 15.07.: Buda Ruska [12km]

Im Gegensatz zum gestrigen Tag werden wir mit einem strahlend blauen Himmel begrüßt, also runter zum Steg um bei einer warmen Buchtel und Cappuccino die Seele baumeln lassen. Doch sehr schnell ziehen während des Frühstücks dunkle Quellwolken auf, trotzdem starten wir gegen 12 Uhr mit den Kajaks in unseren täglichen Ausflug zum roten Schirm. Leider sitzt dort heute niemand um schmackhafte Teilchen zu verkaufen, deswegen wird nach Rückkehr zum Zelt erstmal der Kocher für eine Portion angeworfen. Kurz darauf scheint schon wieder die Sonne, die Chance um bei Buda Ruska nochmal von der Brücke zu springen. Also schlüpfe ich mit Felix und Arthur wieder ins Kajak für die 3km den Fluss hinab zum Wasserspaß. Auf dem Rückweg begleitet uns ein Regenschauer und motiviert zusätzlich beim Kampf gegen die Strömung. Der Abend verliert aufgrund einer angereisten Glaubensgemeinschaft mit über 40 Booten seine bisherige Beschaulichkeit, irgendwann nach Mitternacht kehrt dann endlich Ruhe ein.
Mittwoch, 16.07.: Abreise

Nach dem morgendlichen Brötchen-Gang mit anschließendem Frühstück muss das Zelt noch etwas abtrocknen, bevor wir es nun endgültig einpacken können. In der Zwischenzeit drehe ich mit Arthur eine 5km-Runde auf dem Landweg zur Brücke bei Buda Ruska, um dort seine gestern stehen gelassenen Schuhe zu holen. Vor Ort nutzen wir die Gelegenheit nochmal für ein paar Abschieds-Sprünge. Nach Rückkehr und Zelt-Abbau ist das Auto gegen 14 Uhr wieder voll beladen, wir verabschieden uns von der Czarna Hancza und treten die Rückreise an.